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Abstillen: So gelingt die sanfte Entwöhnung für Mutter und Kind

Die Gründe fürs Abstillen sind bei Müttern ganz individuell. Doch eine Frage ist immer die gleiche: Wie stillt man ab?

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Wenn es ans Abstillen geht, teilen sich die Mütter in zwei Lager: Die einen können es kaum erwarten, die anderen beschleicht Wehmut, weil diese besondere Zeit zu Ende geht. Außerdem ist es ein Thema, bei dem jeder glaubt, mitreden zu können und zu müssen. Dabei entscheidet jede Mama selbst, wann für sie der beste Zeitpunkt zum Abstillen ist. Ist diese Zeit für dich gekommen, dann verraten wir dir, wann und wie du am besten Abstillen kannst. 

Eine aktuelle Studie zeigt: Nach der Geburt haben zwar fast 90 Prozent der Frauen die Absicht zu Stillen, doch viele bleiben nicht dabei. Zum Ende des vierten Monats stillen etwa noch 40 Prozent der deutschen Frauen, zum Ende des ersten halben Jahres sind es nur noch rund 13 Prozent. Im internationalen Vergleich gilt Deutschland als nur moderat stillfreundlich. Im europäischen Vergleich liegen wir auf Platz 21, weltweit nur auf Platz 149 von 156 Ländern, was die Stillrate angeht. 

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Abstillen?

Den perfekten Zeitpunkt zum Abstillen gibt es nicht, denn jede Mutter entscheidet das ganz individuell. Zwar raten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Nationale Stillkommission, mindestens sechs Monate voll zu stillen und dann erst das Kind langsam an Obst- und Gemüsebreie zu gewöhnen, aber das klappt eben oft nur in der Theorie. Wichtig ist, dass jede Mutter auf ihr Bauchgefühl hört und abstillt, wenn sie sich bereit dafür fühlt. Egal ob das vor und nach den empfohlenen sechs Monaten ist. 

Beikost braucht dein Kind übrigens frühestens nach dem vierten Monat und spätestens nach einem halben Jahr für eine gesunde Entwicklung. Stillmahlzeiten werden dann schrittweise durch Mahlzeiten ersetzt. Der Abstillprozess beginnt also auf ganz natürliche Art mit dem ersten Löffelchen Beikost. Diese Übergangsphase kann schnell klappen oder auch länger dauern, das kommt ganz darauf an, wie dein Kind auf die neuen Mahlzeiten reagiert. 

Wann der richtige Zeitpunkt zum Abstillen gekommen ist, ergibt sich oft aus den ganz individuellen Lebensumständen der Mama. Diese Anzeichen könnten aber darauf hinweisen, dass es an der Zeit ist, mit dem Abstillen zu beginnen: 

  • Dein Baby trinkt nur noch sehr kurz und ist schnell abgelenkt. 

  • Dein Baby zeigt deutliches Interesse an einem Löffel und was sich darauf befindet. 

  • Du gehst wieder arbeiten und kannst nicht mehr regelmäßig stillen. Das Mutterschutzgesetz regelt zwar Stillpausen, in der Praxis ist das aber meistens wenig praktikabel.

  • Du verspürst das dringende Bedürfnis, wieder mehr Freiheiten zu haben und selbst über deinen Körper bestimmen zu können. 

  • Dein Baby hat die ersten Zähne und deine Brust bekommt die regelmäßig zu spüren. 

  • Du produzierst immer weniger Milch und du hast das Gefühl, dein Kind wird nicht mehr richtig satt. 

    Es gibt aber auch Situationen, die sich weniger eignen, um ein Stillkind zu entwöhnen:

  • starke Wachstums- und Entwicklungszeiträume

  • während einer starken persönliche Veränderung wie etwa Krippenstart oder Eingewöhnung bei einer Tagesmutter.

  • bei Infekten oder Krankheitsphasen.

  • während des Zahnens.

Wie verläuft das Abstillen ohne Komplikationen?

Ist dein Baby jünger als vier Monate, solltest du die Milchmahlzeiten nach und nach durch Milchflaschenmahlzeiten ersetzen. Denn die WHO rät, erst nach dem vierten Monat mit Beikost zu beginnen. Wenn du wieder arbeiten gehst, kannst du die Milch einfach abpumpen oder auf Milchpulver umsteigen. 

Ist dein Baby älter als vier Monate, kannst du damit beginnen, Mahlzeiten durch Obst- und Gemüsebrei zu ersetzen. Das Abstillen sollte immer langsam vonstatten gehen. Zeigt dein Baby von sich aus weniger Interesse an der Brust, wird sich dein Körper mit der Zeit daran gewöhnen und automatisch weniger Milch produzieren. Entscheidest du dich abzustillen, biete deinem Baby die Brust weniger an, aber auch diese Entwöhnung sollte langsam stattfinden, abruptes Abstillen bedeutet Stress für dein Kind

Wie kann ich meinem Baby das Abstillen erleichtern?

Nicht nur für dich bedeutet das Abstillen eine Umstellung, sondern auch für dein Kind - und den Frust über diese Veränderung wird es vermutlich lautstark zum Ausdruck bringen. Dieses Gefühl solltest du deinem Baby zugestehen, vor allem nachts wird es deinem Schatz fehlen, denn das nächtliche Stillen ist ein besonderes Ritual. Haut an Haut beruhigt sich ein Neugeborenes schneller, achte also auf die Bedürfnisse deines Kindes und halte weiterhin engen Körperkontakt. Hat dein Baby ein starkes Saugbedürfnis kannst du einen Schnuller, Nuckel oder deinen Finger als Ersatz anbieten. 

Diese Tipps helfen dir beim reibungslosen Abstillen:
  • Dein Baby ist an deine Milch gewöhnt. Kennt Geschmack und Geruch. Es ist also völlig normal, wenn es Milchersatzprodukte und Beikost nicht sofort mag. Es kann helfen, den Brei mit ein bisschen Muttermilch zu versehen, um den Geschmack etwas vertrauter zu machen, aber niemals Muttermilch mit Wasser vermischen!

  • Die Stilldauer verkürzen: Versuche die Stillzeit zu halbieren und biete deinem Baby am Ende lieber einen Obstbrei an.  

  • Wähle einen möglichst ruhige Phase zum Abstillen. Dein Kind sollte nicht noch gleichzeitig in die Kita eingewöhnt werden oder gerade die ersten Zähne bekommen. 

  • Wenn du dein Baby auf dem Arm hast, es deine Milch riecht und versucht sich unter deine Bluse zu wühlen, gib nicht gleich nach. Versuch es abzulenken oder lass Papa oder Oma übernehmen. 

  • Ersetze als erstes die Milchmahlzeit in der Zeit, in der du tendenziell am wenigsten Milch produzierst. Bei vielen Frauen ist das zwischen 16 und 20 Uhr der Fall. Sobald dein Baby in dieser Zeit eine andere Mahlzeit akzeptiert hat, kannst du eine weitere Milchmahlzeit auslassen. 

Wie lange dauert das Abstillen?

Das ist bei jeder Frau und bei jedem Baby anders. Es hängt davon ab, wie schnell sich dein Baby an die Beikost gewöhnt. Babys, die ältere Geschwister haben und hier und da mal ein Stück weiches Obst zu fassen bekommen, tun sich oft leichter mit Beikost und fester Nahrung.

Und Stillen ist auch einfach viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Für das Baby bedeutet es auch immer Nähe und Sicherheit bei der Mutter. Macht es also gerade eine bestimmte Phase durch, fremdelt oder ist krank, ist die Brust und die damit verbundene Nähe für das Kind besonders wichtig. Da kann es dann mit Abstillen auch ein bisschen länger dauern. 

Im Normalfall dauert das Abstillen mehrere Wochen. Zum einen muss sich das Baby erst an den neuen Geschmack und die Konsistenz von Brei gewöhnen, zum anderen isst es am Anfang nur wenige Löffel, die Umstellung braucht also Zeit und Geduld. Außerdem muss sich auch die Verdauung deines Babys erst an die neuen Nahrungsmittel gewöhnen. 

Was passiert mit meinem Körper beim Abstillen?

Auch bei stillenden Müttern verändert sich der Körper mit dem Ende dieser Phase - allem voran der Hormonhaushalt. In den ersten Wochen kannst du dich müde, aber auch nervös und angespannt fühlen. Halten diese Gefühle an, sprich mit deiner Frauenärztin. Ein geregelter Zyklus tritt bei den meisten Frauen erst wieder ein, wenn du komplett abgestillt hast, bei manchen kann er schon mit Aussetzen einzelner Stillmahlzeiten eintreten. 

Die Brüste verändern sich beim richtigen Abstillen durch eine Volumenverkleinerung. Aber keine Sorge, die gefürchteten Hängebrüste sind nicht Folge des Abstillens, sondern viel mehr schwachem Bindegewebe geschuldet. Die endgültige Körbchengröße deiner Brust zeigt sich meist erst einige Monate nach Beenden des Stillens. 

Und auch im Körper deines Kindes verändert sich etwas, denn das Verdauungssystem muss sich auf die neue Ernährung einstellen. Blähungen und Unruhe können die Folge sein. Die neue Situation kann auch das Einschlafen beeinträchtigen, ebenso wie den Schlafrhythmus und ein starkes Bedürfnis nach Nähe. 

Was passiert, wenn mein Baby nicht abgestillt werden will?

Wenn sich dein Kind partout nicht von der Brust entwöhnen lässt und du dir vorstellen kannst, noch weiter zu stillen, dann tu es. Wenn du aber gerne abstillen möchtest, dann könnten diese Tricks helfen: 

  • Ändere die Gewohnheiten von deinem Baby: Wenn du es immer abends zum Einschlafen gestillt hast, finde ein anderes Ritual. Versuch es mit der Flasche oder mit Kuscheln. 

  • Ändere die Stillposition: Wenn das Trinken nicht mehr so bequem ist wie vorher, wird es für das Baby weniger attraktiv. 

  • Lass deinen Partner übernehmen: Wenn dein Kind meistens nachts noch gestillt werden will, sollte dein Partner das Trösten übernehmen. Denn sobald du es auf den Arm nimmst, will es auch an die Brust. 

Artikelbild und Social Media: Anastasiia Stiahailo/iStock (Themenbild)

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