Die Pille danach ist keine Abtreibungspille!
- Die größten Mythen zur Pille danach – und was wirklich stimmt
- Mythos 1: Die Pille danach zu kaufen ist peinlich
- Mythos 2: Die Pille danach ist eine Abtreibungspille
- Mythos 3: Die Pille danach verhindert eine Schwangerschaft auf jeden Fall
- Mythos 4: Wenn ich trotz Pille danach ein Baby bekomme, wird das Kind behindert sein
- Mythos 5: Wenn ich die Pille danach genommen habe, bin ich für den Rest des Zyklus geschützt
- Mythos 6: Die Pille danach hat starke Nebenwirkungen
- Mythos 7: Die Pille danach macht unfruchtbar
- Mythos 8: Die Pille danach ist teuer
Die größten Mythen zur Pille danach – und was wirklich stimmt
Kondom gerissen? Pille vergessen? Die Pille danach hilft als Notfall-Verhütungsmittel bei Verhütungspannen - was Frauen über die Pille danach wissen müssen.
Jede Frau, deren Verhütung schon einmal versagt hat, kennt diesen panischen Gedanken: „Oh Gott, ich könnte jetzt schwanger werden!“ Ob gerissenes Kondom oder Versagen der Pille wegen Durchfall und Erbrechen - jedes Jahr kommt es in Deutschland zu etwa 2,4 Millionen Verhütungspannen, so das Ergebnis einer europäischen Studie von 2014 (*1).
Zum Glück gibt es für solche Verhütungspannen inzwischen eine Notfall-Hilfe: die Pille danach. Dieses Notfall-Verhütungsmittel kann eine ungewollte Schwangerschaft verhindern, wenn sie früh genug eingenommen wird - am besten innerhalb von 12 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr. Danach geht ihre Wirksamkeit allmählich zurück.
Seit einem Jahr ist die Pille danach rezeptfrei in deutschen Apotheken erhältlich. Doch viele Frauen wissen noch nicht von dieser Möglichkeit, andere haben große Bedenken und Vorurteile gegenüber dieser Spezial-Pille. „Die macht doch unfruchtbar!“ oder „Die Pille danach löst eine Abtreibung aus!“ sind zwei dieser Falsch-Annahmen.
Wir möchten hier die größten Mythen zur Pille danach aufklären - was wirklich stimmt und was jede Frau wissen muss, die verantwortungsvoll verhüten möchte:
Mythos 1: Die Pille danach zu kaufen ist peinlich
Wenn du die Pille danach brauchst, ist nichts daran peinlich. Sex ist eine ganz natürliche Sache. Und jeder Frau kann eine Verhütungspanne passieren. Deutschlandweit kommt es jedes Jahr zu 2,4 Millionen Verhütungspannen. Ob das Kondom reißt, die Pille länger als erlaubt vergessen wurde oder durch andere Arzneimittel, durch Erbrechen oder Durchfall unwirksam wird – all diese Verhütungspannen sind nichts, wofür du dich schämen müsstest.
Peinlich wäre es nur, wenn du dir überhaupt keine Gedanken um Verhütung machen würdest. Die Berater in der Apotheke klären ab, ob die Pille danach für dich zeitlich noch Sinn macht und ob du Krankheiten hast oder Medikamente nimmst, die gegen eine Einnahme der Pille danach sprechen.
Mythos 2: Die Pille danach ist eine Abtreibungspille
Sehr viele Frauen denken, dass die Pille danach zu einer Art „Mini-Abtreibung“ führt. Das stimmt nicht. Die Pille danach bewirkt eine Verschiebung des Eisprungs, der Voraussetzung für die Möglichkeit einer Schwangerschaft ist – bestenfalls so lange, bis die Spermien, die nur eine begrenzte Lebenszeit von etwa fünf Tagen haben, nicht mehr in der Lage sind, eine Eizelle zu befruchten. Die nächste Menstruation folgt also etwas später als planmäßig erwartet.
Wenn du die Pille danach nimmst, der Eisprung und die Befruchtung der Eizelle aber schon vorher stattgefunden haben, hat die Pille danach keinen Einfluss auf den entstehenden Embryo und die folgende Schwangerschaft. Wenn es bereits zu einer Befruchtung der Eizelle gekommen ist, bleibt die Schwangerschaft auch nach der Einnahme der Pille danach bestehen. Das Kind kann ausgetragen werden, es sind keine Schädigungen des Embryos zu erwarten.
Mythos 3: Die Pille danach verhindert eine Schwangerschaft auf jeden Fall
Das ist so leider nicht richtig. Wird die Pille danach zu spät eingenommen, kann es sein, dass eine Befruchtung der Eizelle bereits stattgefunden hat. Darum zählt im Falle einer Verhütungspanne jede Minute bis zur Einnahme der Pille danach!
Präparate mit dem Wirkstoff Levonorgestrel (LNG) sind für die Einnahme bis maximal 72 Stunden nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr zugelassen, das Präparat mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat (UPA) bis maximal 120 Stunden danach. Nach mehr als 120 Stunden ist es zu spät für die Pille danach, erläutert das BZgA.
Das bedeutet aber nicht, dass die Pille danach innerhalb dieses Zeitraumes eine 100%igen Schutz vor einer Schwangerschaft gewährt. So können mit der LNG-haltigen Pille etwa 60-80% der möglichen Schwangerschaften verhindert werden, aber nur, wenn das Arzneimittel innerhalb von sechs Stunden genommen wird. Schon einen Tag nach dem ungeschützten Sex eingenommen, können nur noch 50% der Schwangerschaften verhindert werden, nach zwei Tagen 20%, am dritten Tag fast gar keine mehr.
Bei der UPA-haltigen Pille danach sind die Zeitfenster etwas länger. Aber auch mit UPA können, eingenommen drei Tage nach dem ungeschützten Sex, nur noch 20-30% der möglichen Schwangerschaften verhindert werden, nach 5 Tagen besteht nur noch eine ganz geringe statistische Rest-Wahrscheinlichkeit, dass dadurch eine Schwangerschaft verhindert werden kann.
Darauf solltest du dich nicht verlassen. Der Berufsverband der Frauenärzte e.V. empfiehlt: "Wenn dein ungeschützter Sex schon vor zwei oder drei Tagen stattgefunden hat, dann lass dir lieber gleich von deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt eine Kupferspirale einsetzen. Die kann danach auch gleich als dauerhafte Verhütung liegen bleiben, wenn du das möchtest."
Wenn du dir unsicher bist, ob deine Verhütung sicher war, zögere nicht und lass dich so schnell wie möglich in einer Apotheke beraten! Die Pille danach kann zu jedem Zeitpunkt im Zyklus unabhängig von den Mahlzeiten mit etwas Wasser eingenommen werden. Du kannst die Pille danach also direkt in der Apotheke einnehmen.
Mythos 4: Wenn ich trotz Pille danach ein Baby bekomme, wird das Kind behindert sein
Eine der Herstellerfirmen für die Pille danach, „HRA Pharma“, erklärt dazu: „Im Falle einer bestehenden Schwangerschaft werden die befruchtete Eizelle und die Entwicklung des Babys nicht durch die Pille danach beeinträchtigt.“ Im Rahmen des Zulassungsverfahrens für die Rezeptfreiheit mussten die Pharmaunternehmen genau prüfen, wie Schwangerschaften verlaufen, die trotz der Einnahme der Pille danach entstanden sind. In keinem dieser Fälle, so HRA Pharma, wurde ein behindertes Kind zur Welt gebracht. Die BZgA bestätigt: "Hat trotz korrekter Einnahme der „Pille danach“ eine Befruchtung stattgefunden und sich das befruchtete Ei in die Gebärmutter eingenistet, sind Schädigungen des Embryos nach jetzigem Wissensstand nicht zu erwarten.“
Mythos 5: Wenn ich die Pille danach genommen habe, bin ich für den Rest des Zyklus geschützt
Nein, das stimmt nicht. Sowohl für die UPA-haltige wie auch die LNG-haltige Pille gilt, dass nach der Einnahme die hormonelle Verhütung für den Rest des Zyklus nicht mehr funktioniert. Der Grund: Die Substanzen beider Pillen schalten die Wirkung der Hormone aus. Darum musst du nach Einnahme der Pille danach bis zur nächsten Menstruation mit Kondom oder Diaphragma verhüten.
Am Tag nach der Einnahme der Pille Danach kann die reguläre Antibabypille weiter regelmäßig eingenommen werden; die Fortführung anderer vorheriger Verhütungsmethoden ist ebenfalls möglich. Aber auch in diesem Zusammenhang sollte für die nächsten 14 Tage zusätzlich mit Kondomen verhütet werden.
Auf jeden Fall verschiebt die Pille Danach den Eisprung nur, sie verhindert ihn nicht. Der Eisprung wird also mit großer Sicherheit einige Tage nach der Einnahme des Arzneimittels stattfinden. Deshalb darfst du also nicht denken, dass du mit der Pille danach für die nächsten Tage geschützt bist und ohne weitere Verhütung Sex haben kannst – ganz im Gegenteil.
Mythos 6: Die Pille danach hat starke Nebenwirkungen
Wie eine Frau auf die Pille danach reagiert, ist sehr individuell. Kopfschmerzen, Unwohlsein, Brustspannen, Unterleibsschmerzen und Zwischenblutungen sind möglich. Und bei manchen Frauen können diese Beschwerden auch recht stark ausfallen. Genau darum ist die Pille danach auch nicht für den täglichen Gebrauch gedacht, sondern nur für Notfälle.
Der Berufsverband der Frauenärzte e.V. warnt: "Bei manchen Frauen kommt es nach der Pille danach auch zu Erbrechen. Wenn das schon kurz nach der Einnahme des Medikaments einsetzt, kann es sein, dass du das Arzneimittel gleich mit erbrichst, und dann ist es natürlich wirkungslos. Dann müsstest du dir die Pille danach nochmal kaufen."
Mythos 7: Die Pille danach macht unfruchtbar
Nein! Selbst wenn du die Pille danach mehrmals nimmst, macht sie nicht unfruchtbar! Die Pille danach hat keinen Einfluss auf deine generelle Fruchtbarkeit und zukünftige Schwangerschaften.
Mythos 8: Die Pille danach ist teuer
Die beste Nachricht: Wie die normale Pille ist die Pille danach für Mädchen bis 18 Jahre ganz umsonst, und zwischen 18 und 20 Jahren fällt nur die Rezeptgebühr an. Einzige Bedingung: Du musst dafür ein Arztrezept in der Apotheke vorlegen, und zwar gleich beim Kauf, nicht erst ein paar Tage später.
Aber auch sonst sind die Kosten für die Pille danach sehr erträglich. Die Kosten für die Pille danach mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat, die Schwangerschaften etwas zuverlässiger verhindern kann, liegen bei knapp 30 Euro. Die Pille danach mit dem Wirkstoff Levonorgestrel kostet zwischen 16 und 18 Euro. Manche Apotheken nehmen noch eine Beratungsgebühr dazu.
1* Nappi, R.E. et al. Use o fand attitudes to emergency contraception: a survey of women in five European Countries. Eur. J. Contracept. Reprod. Health 2014; 19(2): 93-101
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