Skin Picking: Krankhaftes Zupfen der Haut - so schlimm leiden Menschen unter Dermatillomanie
Skin Picking ist eine Zwangsstörung, bei der das Herumdrücken und Zupfen an der Haut krankhafte Züge annimmt. Hier findest du heraus, wie schlimm Betroffene leiden und wie die Behandlung aussieht.
Immer wieder kratzen, drücken, zupfen oder zwicken: Beobachtest du auch manchmal, dass du ganz nebenbei Dinge mit deiner Haut machst, die ihr nicht guttun? Da könnte eine Krankheit hinter stecken: Dermatillomanie - besser bekannt als Skin Picking Disorder.
Skin Picking: Das steckt hinter Dermatillomanie
Die Haut ist ein Organ und bedeckt unseren gesamtem Körper. Wenn sie verletzt wird, sollten die Wunden bestenfalls in Behandlung geheilt werden. Bei schwereren Verletzungen oder nicht heilenden Wunden bleiben mitunter auch Narben zurück. Doch was steckt hinter der Skin Picking Disorder?
Die Krankheit Skin Picking ist gekennzeichnet durch das zwanghafte Bearbeiten der Haut mit Fingernägeln, Pinzetten, Nadeln oder anderen Werkzeugen. Das Knibbeln ist in diesem Fall eine anerkannte Krankheit mit der ICD-10-Klassifikation F63.9 und wird als "Abnorme Gewohnheiten und Störung der Impulskontrolle, nicht näher bezeichnet" eingeordnet. Oftmals tritt die Erkrankung als Folge von Akne auf.
Die Betroffenen spüren den starken Drang, immer wieder die eigene Haut zu malträtieren. Bevorzugt gequetscht, gekratzt oder gezupft werden dabei das Gesicht, die Schultern und Arme.
Dabei haben Menschen mit der Skin-Picking-Störung häufig kein Schmerzempfinden. Sie wissen zwar von den negativen optischen Folgen, aber der Impuls und das Gefühl, die Hautstellen weiterzubearbeiten oder wieder quetschen zu müssen, ist größer. Oft entstehen dabei Entzündungen und Narben, die den Leidensdruck der Betroffenen noch erhöhen.
Letztlich handelt es sich bei Skin Picking um eine Erkrankung, die einen psychischen Ursprung hat. Dermatillomanie als psychische Erkrankung liegt dann vor, wenn Betroffene das Quetschen, Kratzen, Knibbeln und Zupfen an der Haut nicht mehr kontrollieren können.
Skin Picking: Ursachen des Knibbelns und Kratzens an der Haut
Ähnlich wie bei anderen psychischen Erkrankungen wie der Trichotillomanie (zwanghaftes Haare ausreißen) entspannt das Skin Picking und löst Stress und Frustration. Viele Betroffene erzählen auch, dass sie zum Beispiel vor dem Computer arbeiten und ganz nebenbei beginnen ihre Haut zu bearbeiten. Schnell kommt jedoch wieder Reue über das Verhalten und erneutes Verletzen. Oftmals leiden die betroffenen Personen unter dem zwanghaften Zupfen und finden ihr dadurch verursachtes Aussehen selbst schlimm.
Für das Selbstwertgefühl eines Menschen ist das problematisch - und das Aufhören ohne Hilfe ist schwierig. Häufig betroffen sind Frauen - vornehmlich junge Mädchen in der Pubertät, Schätzungen liegen bei 2-5% der Bevölkerung. Eine weitere Gruppe Betroffener sind laut Expert*innen Frauen mittleren Alters, wie eine Untersuchung feststellte. Bisher ist die Zwangsstörung leider nur wenig erforscht und es gibt nur Mutmaßungen, was als Auslöser der Skin Picking Disorder infrage kommt.
Als Auslöser bzw. Ursache wird jedenfalls Stress diskutiert - aufgrund der unzureichenden Forschung ist das aber nicht eindeutig belegt, sondern kann nur vermutet werden. Letztlich führen die Skin Picking Disorder als Erkrankung und das damit verbundene Verhalten auch zu einer Reduktion der Lebensqualität.
Das abgehende Gefühl von Selbstsicherheit, das auch von deutschen Forscherinnen der Universität Heidelberg und der Universität Mannheim in einer Studie festgestellt wurde, geht einher mit Scham oder sogar Ekel vor dem eigenen Aussehen. Dazu kommt auch das Gefühl, selbst "Schuld" zu sein an dem Aussehen von Gesicht, Armen und anderen Stellen des Körpers. Um diese vor anderen zu verstecken, geraten Menschen mit Dermatillomanie in soziale Isolation, da sie zum Beispiel Kontakte abbrechen.
Skin-Picking-Therapie: So bekommst du Hilfe und wie die Behandlung läuft
Fachärzt*innen, wie etwa eine Hautärzt*in, erkennt mit dem nötigen Fachwissen schnell, ob Hautverletzungen eine Hauterkrankung oder selbst zugefügt - also zum Beispiel die Folge einer psychischen Erkrankung - sind. Allerdings muss im Gespräch mit Betroffenen ausgeschlossen werden, dass nicht eine andere Erkrankung psychischer Natur hinter dem Verhalten steckt.
Ein Problem: Skin Picking ist noch nicht so weit bekannt, als dass jede Hautärzt*n gleich die psychische Störung diagnostizieren kann. Stattdessen ist das Wissen veraltet und es wird geglaubt, dass eine andere Verhaltensweise ganz einfach anzutrainieren sei. Oftmals wird davon ausgegangen, dass das Knibbeln und Kratzen sein gelassen werden kann. Ein Irrglaube, denn die Betroffenen können das Skin Picking - also das Zupfen und Quetschen der Haut - nicht mehr kontrollieren.
Hilfe können Menschen mit Skin Picking in Form von Therapien finden. Bei dieser Art der Behandlung wird das zwanghafte Verhalten therapiert und es werden andere Wege gefunden, um Frustration und Stress nicht an der Haut auszulassen. Es handelt sich bei der Therapie also um eine kognitive Verhaltenstherapie zur Stressregulierung bei den Skin-Picking-Patient*innen. Eine kognitive Verhaltenstherapie ist eine Form der Psychotherapie.
Wer Hilfe sucht, kann diese auch in Selbsthilfegruppen finden. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass diese nur zusätzlich zur Psychotherapie langfristig helfen. Dennoch: Der erste Schritt das Verhalten zu ändern ist es, sich überhaupt einem anderen Menschen anzuvertrauen. Durch ein Gespräch (am besten mit Expert*innen!) kann nach einer individuellen Lösung gesucht werden, eventuelle negative Gedanken können abgebaut und das Zwangsverhalten reduziert werden.
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