Fiese Bakterien

Legionellen durch Duschen: So kannst du dich vor einer Lungenentzündung schützen

Legionellen beim Duschen können zur Bedrohung werden. Wie die Stäbchen-Bakterien im Duschkopf gefährlich werden.

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Legionellen gehören zur Gattung der Stäbchen-Bakterien, die sich gerne in feuchten Gebieten aufhalten und eine Lungenentzündung auslösen können. Und das macht deinen Duschkopf mitunter gefährlich, denn ein Legionellenbefall kann bis zum Duschverbot führen. Wie Legionellen übers Trinkwasser in die Dusche kommen und was die Temperatur damit zu tun hat, verraten wir die hier.

Legionellen: Duschen kann gefährlich sein

Duschen kann tatsächlich gefährlich sein: Legionellen machen es sich nämlich gerne in Rohren, Abflüssen und den Sprühreglern von Wasserhähnen und Duschköpfen von Mietshäusern und anderen Gebäuden gemütlichDie stäbchenförmigen Bakterien halten sich gerne im Süß- und Grundwasser bei Temperaturen zwischen 25 und 50 Grad auf und können sich rasch vermehren. Die optimale Vermehrungstemperatur des Keims liegt zwischen 30°C und 45°C und kann für Gefahr sorgen.

Erst ab 50°C findet fast keine Vermehrung mehr statt und ab 55 Grad Celsius beginnen die Legionellen, langsam abzusterben. Über 60 Grad geht das alles schon etwas schneller. Hat das Wasser hingegen eine Temperatur von über 70 Grad, werden die Legionellen wirklich sicher abgetötet. Hierfür sollte der Wasserhahn mit ganz heißem Wasser zur Desinfektion der Wasserleitung rund 3 Minuten offen bleiben.

Allein in Deutschland gab es laut Robert Koch-Institut (RKI) 2016 knapp 1000 Erkrankungen mit Legionellen. Experten rechnen allerdings mit einer hohen Dunkelziffer von 15.000 bis 30.000 Fällen pro Jahr. Für 2018 gibt das RKI eine Zahl von 1,8 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner*innen an.

Der Befall einer Trinkwasseranlage wird erst ab einer Überschreitung eines gewissen Messwerts an Legionellen im Wasser als problematisch angesehen. Die Gesamtkeimzahl im Wasser wird in der Einheit KbE angegeben, was "koloniebildende Einheiten" bedeutet.

Folgende KbE-Werte sind bei Legionellen-Alarm im Trinkwasser relevant:

  • bis 100 KbE/100 ml: geringe Kontamination, keine Meldung notwendig, Nachuntersuchung nach 1-3 Jahren

  • 101-1000 KbE/100 ml: mittlere Kontamination, Meldung ans Gesundheitsamt wegen Gefahr für Gesundheit, Bewohner*innen/Mieter*innen müssen informiert werden, weitere Untersuchungen zur Erforschung der Ursache, mittelfristige Sanierung, bei stärkerem Befall evtl. Einschränkung oder Sperrung der Trinkwasseranlage

  • 1.001-10.000 KbE/100 ml: hohe Kontamination, Sanierung notwendig

  • über 10.000 KbE/100 ml: sehr hohe Kontamination, Maßnahmen zum Schutz wie Duschverbot notwendig

  • in bestimmten Einrichtungen von Krankenhäusern muss der Wert 0 KbE/100 ml betragen

Das Gefährliche an den Bakterien: Sie können neben dem sogenannten Pontiac-Fieber eine Lungenentzündung (med. Pneumonie) hervorrufen, die in diesem Fall Teil der Legionärskrankheit ist, aber dazu später mehr.

Wir erklären dir, wer gefährdet ist, wie sich die Symptome sich äußern und wie du dich schützen kannst, wenn dein Trinkwasser mit dem Keim belastet ist.

Wer ist gefährdet an Legionellen zu erkranken?

Legionellen können durch das Einatmen von beispielsweise bakterienhaltigem Wasser auf den Menschen übertragen werden. Keine Sorge: Nicht immer führt der Kontakt zu einer Infektion.

Aber wie wird das Wasser eingeatmet? Meist kommt es dazu, wenn wie Aerosole einatmen, was vor allem beim Duschen passiert, aber auch durch Zerstäuber am Wasserhahn geschehen kann. Eine andere Möglichkeit der Infektion ist, wenn wir uns beim Trinken des kontaminierten Trinkwassers verschlucken und das Wasser in die Lunge gelangt.

Ob es zu einer Infektion kommt, hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Menge und Art der Aufnahme (durch das Trinken von bakterienhaltigem Wasser passiert bei einem intakten Immunsystem meist nichts)

  • Die Art der Legionellen, denn die Gattung Legionellaceae enthält 57 verschiedene. Als problematisch für den Menschen gilt Legionella pneumophila, die etwa 70-90% aller Legionellen ausmacht.

  • Abwehrkräfte des Körpers (Immunsystem) - immungeschwächte Personen erkranken schneller, bspw. bei Diabetes

  • Alter der betroffenen Person, denn ältere Menschen erkranken häufiger.

  • Auch Rauchen oder ein hoher Alkoholkonsum erhöht die Wahrscheinlichkeit an einer sogenannten Legionellose zu erkranken.

Legionellen durch Duschen: Heißes Wasser kann schützen. (Themenbild)
Legionellen durch Duschen: Heißes Wasser kann schützen. (Themenbild) Foto: Bet_Noire/iStock

Legionellen im Duschkopf: Symptome einer Infektion

Zu den Symptomen einer schwächeren Erkrankung durch Legionellen (Pontiac-Fieber) beim Duschen oder Verschlucken nach etwa zwei Tagen zählen grippeähnliche Faktoren, wie Halsschmerzen, Fieber, Schwindel, Kopf- und Gliederschmerzen. Die meisten Patienten erholen sich nach ein paar Tagen wieder. Die Inkubationszeit des Pontiac-Fiebers beträgt rund 5-72 Stunden.

Bei der schwereren Form einer Legionelleninfektion der sogenannten Legionärskrankheit, treten die Symptome erst nach ungefähr zwei bis zehn Tagen auf: Hohes Fieber, Schüttelfrost, Reizhusten, Brust- und Kopfschmerzen, Atemnot bis hin zu Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen. Aus der Legionärskrankheit kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, die bei chronisch Kranken und abwehrgeschwächten Patienten zum Tod führen kann. Bei frühzeitiger Behandlung muss es aber gar nicht so weit kommen.

Legionellen beim Duschen vorbeugen: Mundschutz nicht hilfreich

Legionellen sind also gefährlich, aber wie kannst du ihnen in der Dusche vorbeugen? Eins sollte klar sein: Ein Mundschutz schützt beim Duschen nicht vor Legionellen. Entweder ist er nicht geeignet (FFP2-Maske oder medizinische Maske) oder man muss schon Angst haben, zu ersticken. Sinnvoll ist das nicht.

Generell gilt: Erst ab einer Wassertemperatur von 60 Grad werden die fiesen Bakterien abgetötet. Deshalb ist es sinnvoll, zentrale Wassererhitzer auf diese Temperatur oder höher zu erhitzen. Regelmäßige Wasserproben geben ebenfalls Aufschluss über den Legionellen-Gehalt. Frage dazu bei deinem*deiner Vermieter*in nach). Die Duschaufsätze und Sprühregler sollten außerdem immer mal wieder entkalkt werden, um zu vermeiden, dass Legionellen beim Duschen den Körper befallen.

Das Duschverbot wird von Gesetzesseite hingegen erst ab einem Befall von 10.000 KbE in die Wege geleitet, weil sich die Keime dann wirklich gefährdend auf alle Personen auswirken. Trotzdem solltest du bei einem Legionellenbefall deiner Trinkwasseranlage vorsichtig sein und zumindest heißes Wasser drei Minuten lang durch die Leitung laufen lassen und dabei den Raum verlassen. Im Zweifel beim zuständigen Gesundheitsamt nachfragen.

Um dich selbst möglichst gut gegen Legionellen beim Duschen zu schützen, ist es vor allem nach längerer Abwesenheit wie einem Urlaub wichtig, das Wasser etwas länger heiß durch die Leitungen laufen zu lassen. Ansonsten genügt es meist, den ersten Liter einfach mal rauslaufen zu lassen, da die letzten Meter bis zum Wasserhahn in der Regel am stärksten belastet sind.

Artikelbild und Social Media: Bet_Noire/iStock (Themenbild)