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Neues Heizungsgesetz: Die 7 wichtigsten Antworten

Das geplante Gebäudeenergiegesetz verunsichert viele Bürger. Experten geben Antworten auf die wichtigsten Fragen

Symbolbild Heizungsgesetz
Foto: Rallef/iStock
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Das neue Heizungsgesetzt ist in aller Munde. Die Experten Ulrike Kirchhoff, Vorstand von Haus und Grund Bayern, Lennart Feldmann vom GIH Bundesverband der Energieberater und Thomas Eckardt von Schwäbisch Hall haben Antworten auf die sieben wichtigsten Fragen. Darauf musst du dich einstellen.

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1. Besteht Austauschpflicht für alle?

Unter welchen Umständen bin ich denn verpflichtet, meine alte Heizung auszutauschen?

Thomas Eckardt: Es gibt keine sofortige Austauschpflicht bei Bestandsgebäuden. Eine ordnungsgemäß funktionierende Heizung kann weiter genutzt werden. Grundsätzlich aber muss eine Heizung 30 Jahre nach Inbetriebnahme ausgetauscht werden.

Wenn Sie eine neue Heizung einbauen, sollten Sie in eine klimafreundliche Heizung investieren, weil die für einen langen Zeitraum angeschafft wird und fossile Energieträger immer teurer werden. Neu eingebaute Heizungen müssen ab dem 1.1.2024 verpflichtend zu mindestens 65 Prozent erneuerbare Energie nutzen.

2. Sind alle Gebäude für eine Wärmepumpe geeignet?

Ist mein Haus überhaupt für eine Wärmepumpe geeignet?

Lennart Feldmann: Das kann Ihnen ein Energieeffizienz-Experte sagen. Eine Liste erfahrener zertifizierter Experten finden Sie unter energie-effizienz-experten.de oder gih.de. Bei einem Vor-Ort-Termin wird ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) erstellt.

Der iSFP zeigt Ihnen Sanierungsempfehlungen für Gebäudehülle und Wärmeerzeuger sowie deren Kosten und Fördermöglichkeiten auf.

Die Erstellung des iSFP wird vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bezuschusst, so dass Sie selbst nur wenige Hundert Euro zahlen, bei einem Einfamilienhaus ca. 300 bis 500 Euro.

3. Bei bestehenden Gasetagenheizungen im Haus. Was muss ich jetzt tun?

Ulrike Kirchhoff: Zunächst besteht für Sie kein Handlungsbedarf. Muss aber die erste Gasetagenheizung ausgetauscht werden, muss innerhalb von fünf Jahren entschieden werden, wie das ganze Gebäude klimaneutral beheizt werden soll.

Das muss in den folgenden acht Jahren umgesetzt werden. Fossile Brennstoffe dürfen dann nicht mehr zum Einsatz kommen.

4. Was kostet eine Wärmepumpe?

Wir haben ein einfaches Haus mit Garten. Was kostet der Einbau einer Wärmepumpe?

Feldmann: Die Investitionskosten für eine energieeffiziente Wärmepumpe liegen zwischen 30 000 und 40 000 Euro bei einem Einfamilienhaus (Altbau). Die BEG (Bundesförderung für effiziente Gebäude) sieht aktuell eine Förderung von bis zu 40 Prozent der Kosten vor.

Im kommenden Jahr werden es wahrscheinlich bis zu 70 Prozent sein. Es ist aber wichtig, vor allem auf die Betriebskosten zu achten. Vergleicht man die Betriebskosten einer Gas-/Öl-Heizung mit denen einer Wärmepumpe, wird in sehr vielen Fällen die Wärmepumpe die wirtschaftlichere Heizung sein.

5. Gibt es staatliche Unterstützung für neue Heizungen?

Wie stemme ich die hohen Kosten?

Kirchhoff: Es bestehen bereits Förderkonzepte, mit denen der Einbau neuer Heizungen mit Zuschüssen und Förderkrediten unterstützt wird. Zudem soll dieses Konzept weiterentwickelt werden, um speziell den Einbau neuer, klimafreundlicher Heizungen zu fördern.

Aktuell sollen allerdings neue Ölheizungen gar nicht und neue Gasheizungen nur mit dem Kostenanteil für H2-Ready („H2-Ready“: Betrieb mit klimaneutralem Wasserstoff statt Erdgas möglich) förderfähig sein.

Doch noch sind die Konzepte nicht beschlossen, sondern werden lediglich heiß diskutiert. So wurden die vorgesehenen Förder beträge bereits im Vorfeld wieder gekürzt, angedacht ist ebenfalls eine einkommensab hängige Förderung.

6. Gibt es neben dem Klimaschutz auch wirtschaftliche Argumente für die Wärmepumpe?

Lohnt sich das?

Eckardt: Durchaus. Über die jahrzehntelange Betriebsdauer einer Heizung ist eine Wärmepumpe günstiger als eine Gasheizung. Denn die Preise für Öl und Gas werden künftig steigen.

Wer also auf Wärme aus erneuerbaren Energien umstellt, macht sich selbst unabhängig von der Preisentwicklung für fossile Brennstoffe.

Den höheren Investitionskosten stehen über die Betriebsdauer in der Regel niedrigere Betriebskosten gegenüber, da ab 2027 durch den EU-Emissionshandel die Preise für Heizöl, Diesel, Benzin und Erdgas – schon jetzt deutlich absehbar – kontinuierlich steigen werden.

7. Wer kann mir weiterhelfen?

Das Gebäudenergiegesetz (GEG) legt fest, wie beheizte und klimatisierte Gebäude energetisch aufgestellt sein müssen, um auch in Zukunft den Auflagen der EU zu entsprechen – und das Klima zu schützen. Um einige Details wird aktuell noch debattiert, doch der Rahmen steht schon fest. Wo du weitere Auskünfte erhalten kannst:

Mehr Hintergrund Wissen für dich

Warum die Klimaneutralität nur mit einer Wärmewende gelingen kann, was genau die Vorteile der verschiedenen neuen Technologien sind und welche Kosten man als Verbraucher einkalkulieren muss, wurde auf verschiedenen Internet-Portalen umfassend zusammengestellt. Etwa unter freiewaerme.de oder dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie. Grafiken, Broschüren, aber auch Erklärfilme bereiten das komplexe Thema sehr anschaulich auf.

Persönliche Beratung nutzen

Zwar gibt es staatliche Förderprogramme („Bundesförderung für effiziente Gebäude“, BEG), doch man hat keinen Rechtsanspruch auf die Zuschüsse.

Ist ein Etat ausgeschöpft oder reicht man den Antrag zu spät ein, geht man leer aus. Welche Umbauten, Neubauten und Nachrüstungen genau und in welcher Höhe gefördert werden, kannst du zum Beispiel in einem Beratungsgespräch mit Ihrer Verbraucherzentrale (Energieberatung/Beratung zur Immobilienfinanzierung) besprechen und ggf. einen Energie-Effizienz-Experten dazu holen.

Energieberater anfragen

Über enter.de kannst du einen Energieberater beauftragen, sich dein Zuhause anzusehen und einen individuellen Sanierungs- und Finanzierungsfahrplan zu erstellen (Kosten ab ca. 390 Euro).

Zu den Experten

Ulrike Kirchhoff ist Vorstand von Haus und Grund Bayern und weiß genau, was auf Eigentümer jetzt zukommt – und auch, welche möglichen Konsequenzen das für viele Mieter haben kann.

Lennart Feldmann vom GIH Bundesverband der Energieberater weiß Bescheid über Wärmepumpe & Co., welches Heizsystem wofür am besten geeignet ist und was das kostet.

Thomas Eckardt von Schwäbisch Hall kennt sich aus mit günstigen Finanzierungen, Förderprogrammen und infrage kommenden staatlichen Zuschüssen rund ums Eigenheim.

Im Video: Neue Gesetze und Änderungen im Oktober 2023

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Artikelbild und Social Media: Rallef/iStock