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Niesen unterdrücken: So gefährlich ist es wirklich

Das kann im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten losgehen! Warum du das Niesen nicht unterdrücken solltest.

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Du gehörst auch zu den Menschen, die das Niesen oft aus Höflichkeit unterdrücken, weil du niemanden stören oder Bakterien, Viren und Co. verteilen möchtest? Das ist ehrenwert, aber es ist jedenfalls keine gute Idee, sich beim Niesen die Nase zuzuhalten.

Niesen unterdrücken: Druck kann zu Schäden am Trommelfell führen

Klar, so ein Nieser ist schnell in der Welt. Die Nase fängt an zu Kribbeln, was wir als Niesreiz kennen. Doch was tun, wenn Menschen um uns herum sind? Denen könnte ja ein Tröpfchen in Mund oder Auge gelangen, wir stecken sie mit unseren Bazillen an. Also einfach das Niesen unterdrücken? Nein, das solltest du nicht. Lass stattdessen die Luft raus und den Druck ab. Wie es sicher funktioniert, das verraten wir dir.

Das Problem ist klar, denn es kann durchaus gefährlich sein, den Niesreiz zu unterdrücken. Das geht beispielsweise durch ein einfaches Hochdrücken der Nasenspitze oder - zumindest manchmal - wenn du dich fest darauf konzentrierst und gegen den Druck ankämpfst. Andere Menschen halten sich beim Niesen die Nase zu, was aber noch viel schlimmer ist. Zum Beispiel soll der angestaute Druck das Trommelfell beschädigen. Stimmt diese Behauptung oder ist das nur ein Mythos?

Nase zuhalten beim Niesen: Was passiert wirklich?

Das Niesen ist ein oft unkontrollierbarer Reflex unseres Körpers, wenn du zum Beispiel durch Staub oder Pollen gereizt wirst oder wenn du erkältet bist. So kann zum Beispiel der gelbe Schleim aus der Nase sicher abtransportiert werden. Es hilft als Reinigung der Atemwege und ist daher ein Reflex, der sich auf unsere Gesundheit positiv auswirkt. Doch was passiert, wenn wir das Niesen unterdrücken?

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein unterdrücktes Niesen dein Gehör schädigen oder zu einem Riss im Trommelfell führen kann, ist gering. Tatsächlich ist es trotzdem nicht gesund, den Niesreiz zu unterdrücken! Wer sich die Nase beim Niesen zuhält, tut seinen Nasennebenhöhlen keinen Gefallen.

Letztlich lässt sich sagen, dass der aufgebaute Druck auch wieder abgebaut werden muss. Dabei ist es unerheblich, ob wir ihn per Nieser rausschleudern und die körpereigenen Müllabfuhr quasi ihre Arbeit machen lassen, in dem sie das, was raus soll, hinausbefördern darf - oder sie behindern. Dann lagert sich bspw. Schleim, der hinaus soll, woanders ab, denn er wird weiter hineingedrückt, was uns eine höchst unangenehme Nasennebenhöhlenentzündung bescheren kann.

Sind deine Schleimhäute sowieso schon durch eine Erkältung geschwollen, wird dir das unterdrückte Niesen Schmerzen verursachen. Spätestens dann merkst du, dass es besser ist, in ein Taschentuch oder die Armbeuge zu niesen und alle Bakterien, Viren und Keime auf dem natürlichen Weg durch die Nase rauszulassen. Es ist sozusagen auch eine Art innerer Reinigung.

Wenn dich das ständige Niesen stört und die Erkältung abends schlimmer wird, kannst du auch versuchen, mit Hausmitteln gegen Schnupfen oder einem Zwiebeltee oder einer Hühnersuppe gegen die Erkältung vorzugehen. Bei akutem Schnupfen soll auch eine Nasenspülung helfen, wie tschechische Studie, die im Fachmagazin "Archives of Otholaryngology - Head & Neck Surgeries" veröffentlicht wurde, berichtet. Diese sollte maximal eine Woche angewandt werden und nicht vorbeugend, da du sonst infektanfälliger bist. Dafür eignet sich vielleicht eher ein Carragelose-Nasenspray aus der Apotheke.

Beim Niesen Nase zuhalten: Gefährlich aus verschiedenen Gründen

Laut der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde kann es vor allem bei Patienten, die kurz nach einer Operation im Kopf-Hals-Bereich das Niesen verhindern, zu gefährlichen Blutungen kommen. Sehr selten, aber in wenigen Fällen möglich, kann es zu einem Riss der Aorta kommen oder es entstehen Blutgerinnsel im Gehirn. Es gibt auch Berichte, dass es zu Fehlgeburten gekommen oder Luft in die Schädelhöhle gelangt sein soll, aber auch das passiert wirklich selten.

Ein Bericht britischer Ärzt*innen, der im Fachjournal "BMJ Case Reports" veröffentlicht wurde, spricht von einem Patienten, der Niesen musste und danach starke Halsschmerzen sowie eine veränderte Stimme gehabt habe. Er habe sich erinnern können, nach dem unterdrückten Niesen mit zugehaltener Nase eine Art ploppendes Geräusch im Hals bemerkt zu haben, später ein pochendes Gefühl und Schmerzen beim Schlucken. Dabei war die Schleimhaut im Hals beschädigt worden und es konnte Luft in den Brustmuskel eindringen. Er musste eine Woche im Krankenhaus verbringen, wurde zunächst mit einer Sonde ernährt und bekam intravenöse Antibiotika. Auch wenn das schlimm klingt, können wir dich beruhigen, denn sowas ist die absolute Ausnahme.

Bei einem gesundem Menschen treten außer der Entzündung der Nasennebenhöhlen in der Regel keine schwerwiegenderen Folgen auf. Oft ist es nur eine Sache der Gewöhnung, das Niesen nicht mehr zu unterdrücken, sondern den Druck herauszulassen. Schließlich haben wir in unserem Leben viele erlernte Angewohnheiten, von denen wir zunächst nur schwerlich lassen können, obwohl sie nicht gut für uns sind - und das ist eine davon.

Schließlich hat der Niesreiz einen Sinn. Durch die Triggerung des Nervus trigeminus, bspw. durch Staub, wird ein Reiz ans Gehirn gesandt. Dieser sorgt dafür, dass sich die Luft aus der Lunge mit bis zu 150 km/h den Weg durch die Nase nach draußen bahnt und dabei bis zu 40.000 Partikel ausstößt - ein Nieser eben, der die Atemwege von Dreck befreien soll, bevor dieser in die Lunge kommt.

Der Nervus trigeminus ist der fünfte Hirnnerv und sorgt im Übrigen auch für den Gehirnfrost beim Eis essen.

Statt Niesreiz zu unterdrücken: So niest du richtig

Niese am besten nicht in die vorgehaltene Hand. Mit dieser berührst du viele andere Gegenstände oder gibst sie sogar anderen Menschen – Bakterien, Viren und Co. werden so überall verteilt. Lieber in die Armbeuge oder in ein Taschentuch niesen.

So kannst du es vermeiden das Niesen zu unterdrücken und zusätzlich kannst du dir auf diese Weise sicher sein, dass keine Viren und Bakterien verteilt werden. Sollte es dann doch mal in die Hand gehen, ist eben gründliches Händewaschen angesagt.

Artikelbild und Social Media: Yuri_Arcurs/iStock (Themenbild)

Quellen