Achtung Enkeltrick

Polizei warnt: Alle Senioren sollten jetzt diese miesen Betrugsfallen kennen!

Die Maschen werden immer ausgefeilter. Dennoch gibt es Mittel und Wege, dich vor den Betrügern zu schützen.

Polizei warnt: Alle Senioren sollten jetzt diese miesen Betrugsfallen kennen!
Foto: Tero Vesalainen/iStock
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Neue Enkeltricks? Nicht mit uns! Die Zeitschrift "Neue Post" verrät, wie du dich vor den neuen Betrugsmaschen schützen kannst.

Dass ihre Leidenschaft für Krimis ihr mal so nützlich werden sollte, hätte Elke H. (78) aus Hamburg nie gedacht. Doch als ein gewisser „Polizeibeamter Fischer“ sie über das Festnetz anrief, ahnte die Rentnerin gleich, dass etwas faul war. Der „Beamte“ wollte von ihr wissen, welche Wertsachen und wie viel Bargeld sie im Haus habe.

Elke H. legte den Hörer unter einem Vorwand beiseite und rief geistesgegenwärtig im Nebenzimmer über ihr Handy die Einsatzzentrale der Polizei an. Die konnte dann alles weitere live mitanhören und bei der geplanten Übergabe der Wertsachen am nächsten Tag tatsächlich die Handschellen klicken lassen – Chapeau, Elke H.!

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Warum es wirklich jeden treffen könnte

Auch wenn die Trickbetrüger sich im Fall von Elke H. mit der Falschen angelegt haben, sind diese sogenannten Enkeltrick-Maschen leider sehr erfolgreich. Zwar greifen immer die gleichen Mechanismen – die Täter verfeinern aber laufend die Vorgehensweise. „Jeder kann Opfer eines Betrugs werden. Das ist unabhängig von Alter oder Bildung“, sagt Kriminaloberrat Harald Schmidt. „Betrüger wissen die Schwachstellen der Menschen auszunutzen.“ Wer darauf hereinfällt, sollte das nicht aus falsch verstandener Scham für sich behalten. Jeder angezeigte Fall hilft der Polizei, die Öffentlichkeit besser zu schützen.

Es klappt fast immer – wie ist das bloß möglich?

Das Prinzip mag alt sein, aber die Täter treffen einen empfindlichen Nerv: Die Angst um unsere Lieben. Harald Schmidt: „Zudem gehen sie unwahrscheinlich geschickt vor, verwickeln ihre Opfer in ein persönliches Gespräch und gewinnen so ihr Vertrauen.“ Dabei geben sie sich am Telefon entweder als Verwandter oder Freund der Familie aus, oder sie behaupten, Polizist oder Bankmitarbeiter zu sein.

Bei der ersten Variante soll meist Geld von einem Boten abgeholt werden, bei der zweiten Masche dreht es sich meist um Wertgegenstände und Bargeld.

Besonders fies sind solche Schockanrufe: Ein angebliches Enkelkind oder Kind schluchzt verzweifelt in den Hörer, hat einen Unfall verursacht, sitzt in Untersuchungshaft. Nur eine hohe Kaution kann helfen – sofort. Vor lauter Schreck hinterfragt man das nicht und will schnell helfen. Harald Schmidt warnt jedoch: „Jede Geldforderung, auch noch unter Zeitdruck oder mit einer ungewöhnlichen Geschichte, sollte immer misstrauisch machen.“

So kannst du dich besser vor Betrug wappnen

„Wir raten gerade älteren Menschen, mit ihren engsten Angehörigen ein Vorgehen für solche Fälle zu verabreden. Meldet sich zum Beispiel der vermeintliche Enkel, sollte man den echten Enkel unter der schon bekannten Nummer anrufen“, so Schmidt. Alternativ kann man auch dessen Eltern oder die Freundin anrufen.

Wichtig ist, dass man nicht nur die letzte Nummer auf dem Telefon zurückruft, weil man dann direkt wieder bei den Betrügern landet. Ideal wäre, wenn man, wie Elke H., ein zweites Telefon nutzen kann.

Der Experte: „Auch ein Anruf beim örtlichen Polizeirevier ist das Richtige. Es lohnt sich zudem, den Nachbarn zu fragen. Auf keinen Fall sollte man sich unter Druck setzen lassen.“ Eine vorsorglich verabredete Telefonkette mit zwei, drei Familienmitgliedern kann vor Kurzschlussreaktionen schützen.

Übrigens: Betrüger suchen oft nach altmodischen Vornamen. Kürze den Namen im Telefonbuch oder am Türschild ab, gerätst du nicht so leicht ins Visier. „Ein Blick auf unsere Seite www.polizei-beratung.de lohnt sich immer“, rät Schmidt. „Wir informieren regelmäßig über die aktuellsten und gängigsten Maschen.“

Die wichtigsten Alarmsignale - Bei diesen 3 Sätzen solltest du hellhörig werden!

830 000 Fälle von Trick-Betrug wurden allein für das Jahr 2020 angezeigt. Jeder dritte Fall blieb unaufgeklärt – auch, weil manche Opfer aus Scham schweigen und wichtige Infos nicht mit der Polizei teilen. Trotzdem gibt es einige bekannte Aussagen und Sätze, die bei einem Anruf, einem Haustür-Besuch oder in einer digitalen Nachricht fallen, bei denen du unbedingt hellhörig werden solltest.

„RATE DOCH MAL, WER DRAN IST?“

Lasse dich nie darauf ein, denn so gibst du womöglich den Namen eines nahen Verwandten preis, für den sich der Anrufer dann natürlich ausgibt. Bleibe hart und lege im Zweifel lieber auf. Ein echter Verwandter oder Bekannter wird sich bestimmt wieder melden.

Kommen dir erst während des Gesprächs Zweifel, frage gezielt nach Details, die ein Fremder nicht wissen kann. Druckst er herum oder stellt er jetzt selbst Fragen, ist dein Misstrauen bestimmt gerechtfertigt. Und: Bei Betrugsversuchen per E-Mail, SMS oder WhatsApp wirst du meist nicht namentlich angesprochen („Sehr geehrte/r Kunde, Herr, Frau ...“).

„ICH BRAUCHE DAS GELD SOFORT“

Geldforderungen sind immer ein Warnsignal! Auch über Messenger-Dienste wie WhatsApp (starten oft mit: „Hallo, ich habe eine neue Nummer“). Immer wenn sofort Bargeld abgeholt, abgehoben oder eine höhere Summe überwiesen werden „muss“, weil angeblich ein Verwandter in Not ist (Unfall, U-Haft, Polizeieinsatz, Gerichtsvollzieher, Not-OP, Wasserschaden, etc.), ist Argwohn wichtig. Gerade wenn der Betroffene nicht selbst anruft. Auch Wertsachen, die „in Sicherheit“ gebracht oder „überprüft werden“ müssen, sind ein markantes Merkmal.

„ICH SCHICKE JEMANDEN VORBEI ...“

... nämlich einen oder mehrere Komplizen, die mit dem Betrüger zusammen arbeiten. Denn so fällt erstens nicht auf, dass der vermeintliche Angehörige gar nicht der ist, für den er sich ausgibt. Und zweitens wird nicht gleich die ganze Bande geschnappt, wenn der Schwindel doch auffliegt und die Polizei eingreift.

Im Video: Achtung, Falle! 7 Anzeichen, an denen du Liebesbetrüger erkennst

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Artikelbild und Social Media: Tero Vesalainen/iStock