Schweiß

Übermäßiges Schwitzen: Was gegen Hyperhidrose hilft

Übermäßiges Schwitzen ist für Betroffene unangenehm. Was du bei Hyperhidrose tun kannst.

Video Platzhalter
Video: Glutamat

Die Situation, in der dir die Schweißperlen aus der Haut quellen am ganzen Körper oder auch nur an Hand, Kopf oder vielleicht an den Füßen, ist austauschbar? Dann könnte die übermäßige Schweißproduktion auf eine Krankheit hindeuten.

Nach Konsum kein unangenehmer Geruch: Schwarzer Knoblauch

Hyperhidrose: Was ist krankhaftes, übermäßiges Schwitzen?

Hyperhidrose, also übermäßiges Schwitzen, tritt unabhängig von Temperaturen und Stresssituationen auf. Die erhöhte Schweißproduktion kann durch überaktive Nerven oder ernsthafte Krankheiten verursacht werden.

Die Krankheit kann sowohl ohne, als auch mit Ursache auftreten. Wenn übermäßiges Schwitzen "einfach so" auftritt, wird von primärer Hyperhidrose gesprochen. Ist verstärktes Schwitzen allerdings das Symptom einer anderen Erkrankung oder liegen klare Gründe vor, wird hingegen von sekundärer Hyperhidrose gesprochen.

Beide Formen sind übermäßig belastend für Betroffene, da der Schweiß übermäßig stark aus der Haut tritt und kann daher zum Rückzug, folglich zu sozialer Isolation und/oder psychischen Problemen führen. Daher ist eine ärztliche Behandlung bei starkem Schwitzen meist ein guter Weg, um wieder ins Leben zurückzufinden und das eigene körperliche Wohlbefinden zu steigern. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, von starken Antitranspirantien bis zu Botulinumtoxin oder einer OP ist vieles möglich.

Das vermehrte Schwitzen kann an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten. Hyperhidrosis fascialis meint das Schwitzen im Gesicht oder Schwitzen am Kopf, Hyperhidrosis peduum übermäßige Schweißproduktion an den Füßen, während bei schwitzigen Händen palmare Hyperhidrose der Fachbegriff ist. Sind vornehmlich die Achseln betroffen, wird die Erkrankung axilläre Hyperhidrose genannt, bei trunkaler Hyperhidrose ist der Rumpf betroffen, zum Beispiel bei Schwitzen unter der Brust. Bei sekundärer Hyperhidrose kann auch nächtliches Schwitzen auftreten.

Insgesamt gibt es drei verschiedene Schweregrade:

  • Leichte Hyperhidrose (Grad I): starke Feuchtigkeitsbildung

  • Mäßig starke Hyperhidrose (Grad II): Schweißperlen

  • Starke Hyperhidrose (Grad III): Schweiß tropft

Molybdän: Lebensmittel und Mangel des Spurenelements

Übermäßiges Schwitzen: Ursachen, wenn Schwitzen extrem wird

Menschen, die an übermäßigem Schwitzen leiden, sind stark in ihrem Alltagsleben eingeschränkt. Sie leiden unter einer andauernden, intensiven Schweißbildung, der mit üblichen Hygienemaßnahmen wie Deo oder Hausmitteln gegen Schwitzen nicht beizukommen ist - der Schweiß kommt in zu großen Mengen und Schweißausbrüche sind keine Seltenheit, sondern Alltag. Dafür gibt es nicht immer eine Ursache, aber in vielen Fällen liegen den starken Schweißausbrüchen Ursachen zugrunde. Bei primärer Hyperhidrose schwitzen Betroffene einfach nur stärker in allen möglichen Situationen - ob beim Sport oder durch emotionales Schwitzen, zum Beispiel bei Angst, Nervosität oder Freude.

Das Problem für Betroffene: oftmals trauen sie sich nicht zum Arzt zu gehen, weil ihnen ihr Problem mit dem vermehrten Schwitzen unangenehm ist. Deine Ärztin kann dir jedoch helfen: je nachdem, wie stark die Hyperhidrose ausgeprägt ist und wo die Symptome auftreten, stehen ihr verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl, um den Schweiß in den Griff zu bekommen. Als erste Ansprechpartner*in ist der Hausarzt*die Hausärztin geeignet.

Das hilft dir - denn der Leidensdruck ist bei ständigen Schweißausbrüchen enorm. Der Schweiß wirkt auf viele Menschen abstoßend, was die eigene Körperwahrnehmung zusätzlich negativiert. Daher ist es wichtig, mit deinem Problem zum Arzt*zur Ärztin zu gehen - diese Personen sind nämlich da, um dir als Patient*in zu helfen.

Diese Ursachen für Hyperhidrose kann es geben:

Schwangerschaft & Wechseljahre

Ist eine Frau von übermäßigem Schwitzen betroffen, kommen als Hyperhidrose-Ursache die Schwangerschaft oder auch die Wechseljahre infrage - neben all den anderen Möglichkeiten. Sowohl das Heranwachsen eines neuen Lebens, als auch die Menopause, können zu unkontrollierten Schweißausbrüchen führen. In diesem Fall kannst du ärztliche Hilfe aufsuchen und schauen, ob es Möglichkeiten gibt, etwas dagegen zu tun.

Schilddrüsenüberfunktion

Eine Hyperthyreose, umgangssprachlich als Schilddrüsenüberfunktion bekannt, kann neben Haarausfall auch Symptome wie Hitzewallungen und übermäßige Schweißbildung mit sich bringen.

Bluthochdruck

Bluthochdruck (med. Hypertonie) kann als Symptom zu plötzlichen Schweißausbrüchen in extremer Form führen. In diesem Fall ist die Senkung des Blutdrucks wichtig, um die Patient*innen von ihrem Leiden zu kurieren. Dafür ist es gut zu wissen, in welchem Alter wir welcher Blutdruck optimal ist.

Unterzuckerung

Diabetes mellitus kann zu Schweißausbrüchen führen, die in den Bereich der sekundären Hyperhidrose fallen. Dies ist in diesem Fall meist ein Symptom einer Unterzuckerung. Dieser kalte Schweiß kann auch als Nachtschweiß auftreten. Diabetes-Erkrankte können aber Sport machen, wenn sie sich richtig vorbereiten. Eine Unterzuckerung kann aber im Prinzip alle Menschen treffen - wobei sie bei Diabetes gefährlicher ist und einer schnellen Behandlung durch ärztliches Fachpersonal bedarf, da sie einen tödlichen Ausgang haben kann.

Arthritis & Parkinson

Gelenkentzündungen können eine Hyperhidrose-Ursache sein. Das starke Schwitzen ist zwar ein Symptom rheumatischer Erkrankungen, aber auch die anderen Symptome einer Arthritis sind relativ unspezifisch. Neben vermehrter Müdigkeit kann eine Gewichtsabnahme verbunden mit einem nicht vorhandenen Hungergefühl auf die Krankheit hindeuten. Daher ist es wichtig, dass du dich medizinisch untersuchen lässt.

Parkinson kann hingegen gemäß der "Deutschen Parkinsonvereinigung" dafür sorgen, dass ausgerechnet in Ruhephasen des Körpers extremes Schwitzen vorkommt. Daher kommt das extreme Schwitzen bei Parkinson auch als Nachtschweiß vor.

Durchblutungsstörungen

Neben Bluthochdruck können auch andere Durchblutungsstörungen zu Hyperhidrose führen. Wir schwitzen also auch durch diese Ursache in manchen Fällen besonders stark, wie bei der koronaren Herzkrankheit, wie die "Deutsche Herzstiftung" schreibt. In diesem Fall sind die Herzkranzgefäße verengt, was sich mit weiteren Symptomen wie Atemnot oder Brustenge (med. Angina pectoris) zeige. Schmerzen können auch ausstrahlen.

Weitere Krankheiten

Verschiedene Erkrankungen wie Infektionskrankheiten oder Krebs können zu starkem Schwitzen führen. Vorübergehend ist dies eher bei Krankheiten wie Grippe oder COVID-19, aber auch Borreliose oder Tuberkulose sind laut "Pharmazeutischer Zeitung" mögliche Hyperhidrose-Ursachen. Laut NDR-Expert*innen kommt es bei Krebs in seltenen Fällen zu einer sogenannten Paraneoplasie bzw. dem paraneoplastischen Syndrom, einer bestimmten Form des Nachtschweißes.

Extremes Schwitzen: Diagnose von Hyperhidrose

Es werden zwei Formen von Hyperhidrose unterschieden: primäres und sekundäres Schwitzen. Von primärer Hyperhidrose (auch fokale Es werden wie gesagt zwei Formen von Hyperhidrose unterschieden: primäres und sekundäres Schwitzen. Von primärer Hyperhidrose (auch fokale Hyperhidrose) sind vorwiegend die Achselhöhlen, Hände und Fußsohlen betroffen – hier kann eine Krankheit als Ursache ausgeschlossen werden, da nicht der ganze Körper betroffen ist. Ursachen des Schweißausbruches können beispielsweise Angst oder Stress sein, aber auch scharfes Essen oder die falsche Kleidung. Einfach jegliche Situation, in der wir auf natürliche Weise schwitzen.

Der Grund für das starke Schwitzen ist eine Fehlfunktion des Sympathikus, eines Teil des Nervensystems. Es kann aber auch genetische Ursachen haben. Nächtliches Schwitzen kommt bei dieser Form der Hyperhidrose nicht vor.

Beim Sekundären Schwitzen (generalisierte Hyperhidrose) betrifft das Schwitzen Teile des Körpers und der Haut - oder den ganzen Körper.

Eine weitere Form ist das gustatorische Schwitzen, auch Frey-Syndrom genannt. Hierbei schwitzt du bei jeglichen mit Essen oder Getränken verbundenen rezeptorischen Reizen in Mund und Nase. Dir läuft das Wasser also nicht im Mund zusammen, sondern dieser Effekt zeigt sich außerhalb auf der Haut.

Zusätzlich können wir unter gustatorischem Schwitzen beim Konsum von heißen Speisen und Getränken leiden. In manchen Fällen dieses Schwitzens am Kopf kann das krankhafte Ursachen wie einen Tumor haben, doch die übermäßige Schweißproduktion kann auch bei sonst gesunden Menschen auftreten. Oft ist dann ein Trauma die Ursache und Nervenreize werden fehlgeleitet - statt Speichel im Mund wird plötzlich Schweiß an der Haut im Gesicht und am Hals gebildet.

Starkes Schwitzen: Wie Hausmittel, Antitranspirantien und Medikamente können helfen

Liegt eine Hyperhidrose mit primärem Schwitzen vor, kann eine lokale Therapie helfen. So werden beispielsweise starke Antitranspirantien (umgangssprachlich Deodorant - obwohl damit eigentlich nur Produkte gegen den Geruch gemeint sind, aber nicht gegen den Schweiß an sich) mit einer höheren Konzentration an Aluminiumsalzen verschrieben - sind aber teils auch im freien Verkauf erhältlich. Laut Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) musst du dir beim täglichen Gebrauch von Antitranspirantien mit Aluminiumsalzen keine Sorgen machen, dass dies gesundheitsschädlich sei.

Manche Hausmittel gegen das Schwitzen, wie Salbeitee, können begleitend hilfreich sein, da sie meist eine schweißhemmende Wirkung haben.

Tritt keine Verbesserung ein, kann eine medikamentöse Behandlung mit sogenannten Anticholinergika infrage kommen. Die Medikamente reduzieren übermäßiges Schwitzen meist effektiv, allerdings kann es zu starken Nebenwirkungen der Therapie kommen, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in der Fachinformation zu einem solchen Medikament festgehalten hat. Dazu gehören Mundtrockenheit, Schwindel und Sehstörungen.

Schmerzen in den Beinen wie Muskelkater: Das können die Ursachen sein

Leitungswasser-Iontophorese: Übermäßiges Schwitzen mit Strom behandeln

Die sogenannte Leitungswasser-Iontophorese kann ebenfalls bei Hyperhidrose helfen. Hier werden die betroffenen Körperstellen mit Wasser benetzt, um dann schwachen Gleichstrom mit max. 40 Volt durch die Flüssigkeit zu leiten. Laut Experten hat diese Therapie kaum Nebenwirkungen und ist bei vielen Betroffenen erfolgreich. Sie wird vor allem an Händen und Füßen durchgeführt, da diese dann in einem Wasserbad abgelegt werden können, durch welches der Strom geleitet wird.

Allerdings muss sie zu Beginn der Behandlung drei bis vier Mal pro Woche für eine halbe Stunde durchgeführt werden. Im weiteren Verlauf reicht dann eine Sitzung pro Woche.

Starkes Schwitzen behandeln: Mit Botox oder OP gegen Hyperhidrose

Das Nervengift Botulinumtoxin (Botox) eignet sich laut IGeL-Monitor nur, um eine starke Hyperhidrose zu therapieren. Die Therapie mit Botulinumtoxin A ist mittlerweile als Behandlung etabliert. Es wird in die betroffenen Schweißdrüsen injiziert und kann so die Schweißproduktion in jedem Fall drastisch reduzieren, da die Drüsen blockiert werden. Wichtig ist allerdings, vorher mit deiner Ärztin gründlich über das Thema Botox zu sprechen. Der Effekt hält zwischen fünf und neun Monaten an, die Behandlung ist allerdings recht teuer und kostet zwischen 360-1000 Euro. Empfohlen wird sie nur, wenn andere Behandlungen keinen Erfolg gebracht haben.

Neben Botox können auch operative Verfahren eine Möglichkeit sein, übermäßiges Schwitzen zu behandeln, allerdings als letzte Option. Dazu können bestimmte Nervenstränge durchtrennt werden, die für die Schweißproduktion an den entsprechenden Körperstellen verantwortlich sind. Dies wird vor allem für die Hände angewandt, ist aber laut Expert*innen des Universitätsklinikums Freiburg auch für die Hände möglich.

Artikelbild und Social Media: IvanMiladinovic/iStock (Themenbild)

Quellen