Warum gestresste Männer Stoffel sind, die uns Streicheleinheiten verweigern
Wollen Männer im Stress in Ruhe gelassen werden und reagieren gestresste Frauen anders? Was Paare wissen sollten.
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Wenn wir gestresst und müde sind, wünschen wir uns Trost und Aufmunterung von unserer*m Partner*in. Doch gerade gestresste Männer reagieren oft eher gereizt auf emotionale Schwächen. Wir erklären, wann Männer zum Trösten nicht bereit sind - laut eines psychologischen Experiments.
Was ihr tun könnt, wenn der Stress eure Liebe auffrisst, erklärt Paarberater Eric Hegemann hier mit Tipps für eine bessere Work-Love-Balance.
Wenn der Stress die Lust auf Kuscheln killt
Eine kleine Umarmung, ein Streicheln oder einfach liebevolle Worte – es sind diese kleinen Gesten, die wir uns von unserer besseren Hälfte am Ende eines langen und stressigen Arbeitstages wünschen. Einfacher Trost in schwachen Momenten.
Grundsätzlich sind Männer und Frauen auch ähnlich gut darin, ihren Liebsten in stressigen Momenten zu trösten. Man kann nicht sagen, dass Männer grundsätzlich weniger trösten als Frauen.
Allerdings fallen Männer aus, sobald sie selbst gestresst sind. Wenn er sich überfordert fühlt, braucht seine Frau ganz bestimmt nicht mehr mit Streicheleinheiten rechnen. Gestresste Männer sind weniger in der Lage, ihren Lebensgefährtinnen ein starker Rückhalt zu sein. So zumindest das Ergebnis eines Forscherteams.
Den Beweis dafür erbrachte ein spannendes Experiment einer Forschergruppe von Psychologen um Thomas Bradbury von der University of California und Guy Bodenmann von der Uni Zürich. Sie brachten Paare, die durchschnittlich etwa vier Jahre zusammen waren, gezielt in stressige Situationen und beobachteten ihre Beziehungsdynamik.
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Stress durch fiese Rechenaufgaben
Die Paare wurden in drei Gruppen aufgeteilt. In der ersten Gruppe wurden nur die Frauen unter Druck gesetzt, in der zweiten nur die Männer und in der dritten wurden beide Partner gezielt gestresst. Die Aufgaben: fiese Rechenaufgaben und ein Pseudo-Bewerbungsgespräch.
Danach wurden die Liebespartner für acht Minuten zusammen in einen Raum gesetzt. Die Wissenschaftler beobachteten, wie die Partner sich gegenseitig trösteten. Wenn Mann oder Frau nicht gestresst wurden, bemühten sie sich jeweils gleich gut darum, den gestressten Partner wieder aufzubauen, sagten zum Beispiel: „Du hast unter den schwierigen Umständen dein Bestes gegeben.“
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Die Männer reagierten gereizt
Wenn jedoch beide Partner gestresst wurden, veränderte sich das Trostverhalten deutlich. Bei beiden sank die Bereitschaft zum Aufmuntern. Doch Männer konnten im gestressten Zustand besonders schlecht mit den emotionalen Schwierigkeiten ihrer Frau umgehen.
Wenn diese sich verletzt und genervt äußerte, etwa „Ich bin ein Wrack, die müssen mich für eine Idiotin halten!“, reagierten die Männer nicht freundlich, sondern gereizt. Statt zu trösten wiegelten sie ab oder versuchten, das Thema zu wechseln: „Du reagierst über. Lass uns lieber überlegen, was wir zu Abend essen könnten.“
Was bedeuten diese Erkenntnisse für Paare?
Es ist schon viel gewonnen, wenn Paare sich dieser Stress-Mechanismen bewusst sind, meint Thomas Bradbury. Gestresste Partner wünschen sich Unterstützung voneinander. Sich bewusst zu machen, dass die Unterstützung dem gestressten Partner schwer fällt, kann helfen, die Situation zu lösen.
Statt sich gegenseitig also mit Vorwürfen wegen Nicht-Beachtung noch mehr zu stressen, können wir zum Beispiel versuchen, selbst durch Streicheleinheiten zu beruhigen. Bestenfalls werden wir mit liebevoller Aufmerksamkeit belohnt und für beide steht ein ruhiger Abend ohne weiteren Stress an.
Unterschied: Stress bei Männern & Frauen
Forschende, wie zum Beispiel Janet Shibley Hyde (The Gender Similarities Hypothesis), sind sich unterm Strich einig, dass unsere Denk- und Verhaltensmuster nicht ausschließlich von unserem Geschlecht geprägt sind, sondern von einem komplexen Zusammenspiel vieler Faktoren. Unter anderem unseren Erfahrungen, unserer Persönlichkeit, unserer Umwelt und vielen mehr.
Doch wie empfinden, bewältigen und reagieren Menschen auf Stress? Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Die Forscherin Pilar Matud machte genau das zum Thema ihrer Studie und beobachtete ein paar wesentliche Merkmale bei den Teilnehmer*innen.
Während die Frauen eher unter chronischem Stress litten, hätten die Männer einen eher niedrigen Stresslevel.
Die Frauen in der Studie berichteten zum einen, dass der Stress Zuhause sie am meisten belastet sowie wenn ihnen nahestehende Personen Stress haben. Auch Sexismus und Diskriminierung waren häufig genannte Stress-Auslöser.
Die meisten Männern benannten Stress bei der Arbeit, finanzielle Unsicherheiten sowie Streitigkeiten in der Beziehung und im Freundeskreis als Hauptauslöser.
Eine weitere Beobachtung ließ sich bei der Stressbewältigung festmachen. Während die Männer sich bei Stress entweder komplett zurückziehen wollten oder zu aggressivem Verhalten tendierten, suchten die Frauen die Kommunikation, um Stress zu bewältigen. Dadurch konnten sie die Belastung teilen und besser verarbeiten.
Wichtig: Geschlechterunabhängig ist mit hohem Stress nicht zu spaßen, denn er kann auch deiner Gesundheit schaden. Viele Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Herzprobleme aber auch Depression und Burnout können die Folgen sein.
Männer im Stress in Ruhe lassen?
Jeder Mensch ist anders und reagiert auf Stress anders. Was für die eine Person im Alltag hohen Stress bedeutet, kann von der anderen kaum wahrgenommen worden sein - unabhängig vom Geschlecht. Stress ist eben nicht gleich Stress. Beispielweise gibt es auch einen Unterschied von negativem zu positiven Stress, der so manchen durchaus beflügeln kann.
Deshalb lässt sich keine allgemeingültige Aussage treffen, wie du dich in deiner Beziehung bei Stress "richtig" verhalten kannst, die auch noch auf jedes Paar, jede Lebens- und Beziehungsphase und jede Situation anwendbar ist.
Was hilft und eure Beziehung stärkt, sind daher klare Kommunikationsregeln, die ihr selbst definiert.
Bittet dich deine bessere Hälfte, egal ob Mann oder Frau, aber um ein paar Momente ganz für sich allein, solltest du das im ersten Schritt trotzdem zunächst respektieren. Sollte dich das schweigsame Verhalten verletzten oder du willst dir über die Gründe hinter ihrem*seinem Rückzug klar werden, ist das in Ordnung.
Doch am besten du sprichst deine Gefühle und Gedanken in einem ruhigen Gespräch bei einer anderen Gelegenheit an. Denn Diskussionen aus einer angespannten Stimmung oder Situation heraus, bringen meistens weder dich noch deine*n Partner*in weiter. Nichtsdestotrotz sollte Streit in der Beziehung nicht vermieden werden. Trotzdem sollte dieser immer konstruktiv und auf Augenhöhe sein.
Tipp: Um ganz grundsätzlich eure Paarkommunikation zu verbessern gibt es neben der Paartherapie mittlerweile auch viele Work Books. Ein gutes Buch ist die "Paartherapie für Zuhause" von Linda Mittlerweger. Darin erarbeitet ihr euch mithilfe verschiedener Übungen und Techniken ein besseres Verständnis füreinander.
Was bedeutet es, wenn der Mann bei Stress den Rückzug antritt?
Wie schon erwähnt, gibt es hier keine allgemeingültige Antwort - und Gedankenlesen kann auch niemand. In einer Beziehung ist es daher am hilfreichsten miteinander zu sprechen. Doch je nachdem in welcher Beziehungsphase ihr euch befindet, kann sich das natürlich schwierig gestalten.
Bricht der Kontakt ganz plötzlich in der Kennenlernphase ab und es kommt sogar zum sogenannten "Ghosting", könnte das ein Zeichen dafür sein, dass sie*er kein Interesse (mehr) hat. Hier erfährst du neun weitere Anzeichen dafür, wie sich jemand verhält, der nicht auf dich steht.
Hattet ihr vorher regelmäßigen Kontakt, so kannst du selbst entscheiden, ob du ihr*ihm Zeit geben willst und später über deine Sorgen und Ängste mit ihr*ihm sprechen willst. Ein Gespräch, um zu klären wo ihr steht, ist hier eine gute Option.
Wer auf das regelmäßige Gespräch in einer Wochenend- oder Fernbeziehung verzichtet, stellt die Liebe ebenfalls auf eine harte Probe. Hier erfährst du weitere 5 Anzeichen, die die Liebe in einer Fernbeziehung zerstören können und wie du damit umgehen kannst.
Ein weiterer möglicher Grund für den Rückzug ist, dass du manipuliert wirst. Typisches Anzeichen ist dabei das sogenannte "Love Bombing", bei dem dein Date dich mit Liebe überschüttet, schon früh von gemeinsamen Urlauben und Besuchen bei den Eltern spricht und dich anschließend wieder auf Distanz hält.
Ganz ähnlich wie bei der Hinhalte-Taktik "Benching", bei der sich dein Flirt höchstens sporadisch meldet, um dich bei Laune zu halten, weil vielleicht noch "etwas Besseres" kommen könnte.
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Fazit: Am Ende musst du auf dein Bauchgefühl hören, dir klare Grenzen setzen und entscheiden, wie du dir eine Beziehung vorstellst. Bist du sehr verletzt, wenn deine Frau oder dein Mann bei Stress in Ruhe gelassen werden will, hilft nur ein Gespräch. Die Konsequenzen daraus muss dann jedes Paar für sich selbst ziehen.
Artikelbild und Social Media: brittak/iStock