Experten-Rat

Domino-Infekt: Wenn Erkältungen immer wiederkehren

Laufende Nase, Husten: Wie sich eine Dauererkältung vermeiden lässt, erklärt ein HNO-Arzt.

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Mit dem Winter steht nicht nur die dunkle, kalte Jahreszeit vor der Tür, sondern auch die Infekt-Saison. Etwa zwei bis fünf Erkrankungen sind pro Jahr ganz normal für Erwachsene, im Kindesalter können es schon mal acht sein. Dabei muss es nicht unbedingt eine Angina oder eine Influenza-Grippe sein, häufig sind Erkältungen der Grund für Abgeschlagenheit, Husten und Schnupfen.

Nach einer Erkältung geht es meist direkt zurück ins Büro – und zack, schon bist du wieder erkältet. Wenn du ständig krank bist, ist dein Immunsystem geschwächt. Wie es gestärkt werden kann und sich Dauererkältungen vermeiden lassen, erklärt Prof. Dr. med. Thomas Deitmer, Generalsekretär der Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC) in Bonn.

Was ist eine Erkältung?

Eine Erkältung ist eine - meist durch Viren - hervorgerufene Infektion der oberen Atemwege. Typische Symptome sind anfangs Halskratzen, dann folgen Schnupfen, Husten, Abgeschlagenheit, manchmal auch Kopfschmerzen oder Fieber.

Der Grund: Der Körper kühlt ab, etwa, weil wir Zugluft bekommen haben oder der Kopf nicht ausreichend gewärmt wird. Wird die Körperoberfläche abgekühlt führt das dazu, dass im Rachen und in der Nase die Durchblutung und Infektabwehr schlechter werden", erklärt Prof. Dr. med. Thomas Deitme,. So haben Viren leichtes Spiel.

"Die Schleimhaut wird durch die eindringenden Viren geschädigt. Die Flimmerhärchen auf der Schleimhaut, die den Schleim eigentlich nach hinten in den Rachen transportieren, funktionieren nicht mehr und können die Viren nicht mehr abwehren."

Die Viren schalten auch andere Widerstandskräfte der Schleimhaut ab. "Zeitpunkt, Dauer und Ausmass dieser Abwehrstörung ist individuell unterschiedlich", sagt der HNO-Arzt. Bis die Erkältung ausgestanden ist und alles wieder ganz normal funktioniert, dauert es in der Regel bis zu 14 Tage.

Ständig krank: Wie kommt es zur Dauererkältung?

Durch die Corona-Pandemie wissen wir: Viren können sich eher in kalter Luft verbreiten. "Die Ansteckungsgefahr ist in geschlossene Räumen ist höher, als in den Sommermonaten, wo wir uns eher draußen aufhalten", erklärt Thomas Deitmer.

Für eine wiederkehrende Erkältung reicht es oftmals schon aus, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, beruflich viel mit Menschen zu tun zu haben oder Eltern eines Kita-Kindes zu sein, das regelmäßig Viren nach Hause bringt. "Das ist ein Ping Pong Effekt", erläutert Thomas Deitmer von der DGHNO. ""Die Ansteckung erfolgt oft gegenseitig, der eine wird gesund, der andere wird wieder krank."

Dem geht allerdings ein (noch) geschwächtes Immunsystem voraus. Denn wenn die Erkältung nicht ausreichend auskuriert ist und die Abwehrkräfte noch nicht wieder hergestellt sind, kommt es leichter zu einem erneuten Infekt der Atemwege. Prof. Thomas Deitmer: "Die Viren feiern dann die nächste Party."

Im schlimmsten Fall können sich auch Bakterien ansiedeln und es kommt lezu einer sogenannten Superinfektion : Auf einen Virusinfekt folgt unmittelbar ein bakterieller Infekt.

Wie lässt sich eine Dauererkältung vermeiden?

Drei Tage ausgeruht und wieder Vollgas im Job und zu Hause: Oft glauben wir, dass wir wieder genug Energie haben und gesund sind, um den alltäglichen To-Dos nachzugehen – und bekommen kurz darauf die Quittung.

Um diesen Ping Pong-Effekt zu vermeiden, ist es nach einer Erkältung wichtig, das angeschlagene Immunsystem zu unterstützen und es nicht zu überfordern.

HNO-Arzt Thomas Deitmer hat folgende Tipps, um eine Dauererkältung zu vermeiden:

  • Den Infekt auskurieren, die Symptome sollen weitgehend abgeklungen sein.

  • Schlaf tut gut.

  • Leichte Bewegung an der frischen Luft in warmer Kleidung ohne Schwitzen.

  • Eine Maske in öffentlichen Räumen und bei näheren Kontakten benutzen und auf Handhygiene achten; das schützt den noch Kranken und den noch Gesunden.

  • Auskühlung verhindern: Warme Füße und ein warmer Kopf (die Kopfhaut gibt viel Wärme ab).

Grippe vs. Erkältung: Das ist der Unterschied

Sowohl die Influenza-Grippe, als auch eine Erkältung sind Erkrankungen, die oft die Atemwege befallen. Beide können ähnliche Symptome hervorrufen, werden aber von unterschiedlichen Viren verursacht. Gegen Influenza ist eine Impfung wirksam.

Während eine Erkältung schleichend und oftmals mit Halskratzen beginnt, tritt eine Grippe meist plötzlich auf und geht oft mit hohem Fieber einher, das bis zu vier Tage andauern kann. Kopf- und Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit sind besonders stark ausgeprägt. Bei einer Erkältung treten diese Beschwerden meist in milder Form auf, dafür haben Betroffene oft Schnupfen, was bei einer Grippe nicht unbedingt der Fall sein muss.

Wer nicht nur Schnupfen, Fieber und Kopfschmerzen hat, sondern noch zusätzlich von hartnäckigem Husten und einem trockenem Hals sowie Magen- und Darmproblemen geplagt ist, sollte einen Corona-Test machen, um Covid-19 auszuschließen und ein weiteres Vorgehen mit dem Arzt beraten.

Artikelbild und Social Media: Getty Images / SimpleImages