Vaginale Beschwerden

Scheidentrockenheit in den Wechseljahren: Helfen Hausmittel?

In den Wechseljahren leiden viele Frauen immer wieder an Scheidentrockenheit. Welche Mittel dabei helfen, erklärt eine Expertin.

Video Platzhalter
Video: Glutamat

Bist du in den Wechseljahren und leidest zunehmend an Scheidentrockenheit? Das kann wirklich unangenehm sein, doch du bist damit nicht allein! Mehrere Studien fanden heraus, dass zwischen 47 und 68 Prozent aller Frauen unter diesen Wechseljahrbeschwerden leiden.

Oft kann man sich bei gesundheitlichen Beschwerden mit Hausmitteln und damit auf natürliche Weise behelfen. Doch funktioniert das auch bei der Scheidentrockenheit in den Wechseljahren? Eine Expertin deckt auf, wovon du lieber die Finger lassen solltest und gibt Tipps zur Behandlung.

Scheidentrockenheit in den Wechseljahren erkennen

In den Wechseljahren werden die Beschwerden am eigenen Körper immer größer: Hitzewallungen treiben Frauen in den Wahnsinn, die Hormone fahren Achterbahn, das Abnehmen fällt schwerer. Und auch Scheidentrockenheit ist bei vielen Frauen in den Wechseljahren ein Thema.

Ob du auch davon betroffen bist, kannst du anhand der folgenden Checkliste erkennen:

  • Es kommt immer öfter zu einem Juckreiz der Scheide.

  • Beim Sex kommt es immer wieder zu Schmier- und normalen Blutungen.

  • Du spürst beim Sex plötzlich Reizungen und Schmerzen, möglicherweise auch ein Brennen oder ein trockenes Gefühl. In starken Fällen können diese Symptome auch im Alltag – beim Gehen oder sogar beim Sitzen – zu spüren sein.

  • Das Aussehen deines Intimbereichs hat sich verändert.

  • Abstriche und Untersuchungen bei deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt bereiten dir Schmerzen und sind unangenehm.

Wenn du dir unsicher bist, ob bei dir eine vaginale Trockenheit vorliegt, lasse dich am besten von einem Arzt oder einer Ärztin untersuchen.

Ursachen für eine trockene Scheide in den Wechseljahren

Jüngere Frauen leiden häufig unter Scheidentrockenheit, weil sie zum Beispiel eine falsche Intimhygiene betreiben. Auch die Antibabypille kann Beschwerden begünstigen, ebenso haben Schwangere häufig dieses Problem.

Für viele kommt es aber erst im Zuge der Menopause zu einer juckenden und/oder schmerzenden Vagina: Das hängt mit den hormonellen Veränderungen in dieser Lebensphase zusammen, in der es häufig zu einem Östrogenmangel kommt.

Dadurch wird die Vaginalschleimhaut dünner und schlechter durchblutet. Das kann zu einer Verringerung der Scheidensekretproduktion führen und ebenso den pH-Wert der Scheidenflora beeinflussen.

Darüber hinaus kann eine vaginale Trockenheit auch im Zuge einer Chemotherapie, als Nebenerscheinung von Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes und – wie bereits erwähnt – durch die Einnahme bestimmter Medikamente entstehen.

Ebenso können Depressionen oder Stress sowie starker Tabak- und Alkoholkonsum eine trockene Scheide begünstigen.

Frau trägt Unterhose (Themenbild).
Gerade in der Zeit der Wechseljahre leiden viele Frauen unter Scheidentrockenheit. (Themenbild) Foto: AdobeStock / Svitlana

Scheidentrockenheit: Ist Joghurt ein gutes Hausmittel?

So heißt es, dass die Anwendung von etwas Naturjoghurt im Intimbereich eine trockene Scheide besänftigen könne. Die im Joghurt enthaltenen Milchsäurebakterien sollen den pH-Wert der Vagina positiv beeinflussen und Juckreiz lindern.

Allerdings sind in diesem Milchprodukt auch noch andere Mikroorganismen enthalten, die eine bakterielle Infektion hervorrufen könnten. Auch, wenn dieses Hausmittel durchaus helfen kann, ist eine Therapie mit Joghurt deshalb nicht zu empfehlen.

Darüber hinaus weisen spezielle Präparate aus der Apotheke meist eine höhere Konzentration an Milchsäurebakterien auf, was letztlich wirksamer gegen Scheidentrockenheit ist.

Oliven- oder Kokosöl als Hausmittel gegen Scheidentrockenheit

Wenn die gereizte Scheide Beschwerden verursacht, sollen außerdem ein Teelöffel hochwertiges, reines Olivenöl oder natives Bio-Kokosöl helfen. Durch diese im Intimbereich aufgetragenen Hausmittel werde die Scheidenschleimhaut wieder geschmeidiger, was Schmerzen, Jucken und Brennen lindere.

Ob das wirklich unbedenklich ist, verrät Frauenärztin Univ.-Prof. Dr. Doris Maria Gruber: "Wenn diese Mittel gut vertragen werden und helfen, spricht nichts dagegen - man sollte allerdings auf mögliche allergische Reaktionen achten und bedenken, dass sie als Dauerlösung bei Scheidentrockenheit in den Wechseljahren nicht zu empfehlen sind."

Unsere Expertin

Univ. Prof. Dr. Doris Maria Gruber ist eine Frauenärztin aus Wien. Sie betreibt Menopausenforschung und bringt langjährige Erfahrung aus ihrer Arbeit in einer Wechselambulanz mit. Einer Abteilung, die auf  Diagnose und Therapie von Beschwerden in den Wechseljahren spezialisiert ist. Außerdem hält sie regelmäßig Vorträge zum Thema und wirkt an internationalen Kongressen mit.

Wie sinnvoll sind Apfelessig-Bäder?

Auch, wenn häufig der Tipp gegeben wird, Sitzbäder mit Apfelessig gegen Scheidentrockenheit anzuwenden: Lass lieber die Finger davon. Laut Dr. Gruber sind diese kein geeignetes Hausmittel bei vaginalen Beschwerden. In diesem Fall ist das Scheidenmilieu bereits angegriffen und durch den Essig kann es unter Umständen zusätzlich belastet werden.

Grundsätzlich gilt, dass die sich sehr gut selbst reinigende Vagina nicht zu oft und zu viel von innen gespült oder gewaschen werden solle. Auch spezielle Reinigungsprodukte sind nicht nötig, warmes Wasser reicht völlig aus. Eine übertriebene Intimhygiene kann auf Dauer der Vaginalflora schaden.

Natürliche Gleitmittel gegen Schmerzen beim Sex - ja oder nein?

Wer in den Wechseljahren unter Scheidentrockenheit leidet, möchte nicht nur etwas gegen das Jucken und Brennen tun, sondern oftmals bereitet dann auch der Geschlechtsverkehr Schmerzen - was dazu führen kann, dass Frauen immer weniger Lust empfinden.

Eine Hilfe sind da klassische Gleitmittel aus dem Handel, doch in denen sind häufig nicht so gut verträgliche Zusatzstoffe enthalten. Zu den natürlichen Alternativen zählen zum Beispiel reines Aloe-Vera-Gel oder das bereits genannte Kokos- sowie Olivenöl, gegen die – sofern sie gut vertragen werden – prinzipiell nichts spricht.

Bei der Verwendung alternativer Gleitmittel sollte allerdings immer darauf geachtet werden, ob diese die Wirkung von Kondomen beeinträchtigen könnten. Nur Produkte auf Wasser- oder Silikonbasis bieten in der Regel ausreichend Sicherheit, fetthaltige (wie zum Beispiel Kokos- und Olivenöl) hingegen nicht.

Fazit der Expertin: So gut sind Hausmittel bei Scheidentrockenheit wirklich

Alles in allem ist es schwierig, ein Hausmittel zu nennen, das bedenkenlos für jede unter Scheidentrockenheit leidende Frau zu empfehlen ist. Das gilt besonders bei einer trockenen Vagina in den Wechseljahren, da Beschwerden hier meist langfristiger sind und sie weitere Probleme nach sich ziehen. "Da die trockene Schleimhaut anfälliger für Keime ist, besteht die Gefahr zusätzlicher Infektionen", so Dr. Gruber. "Der natürliche Schutzfilm der Vagina und die gesunde Bakterienbesiedlung sind bei Scheidentrockenheit oft gestört."

Die Gynäkologin rät deshalb dazu, die trockene Scheide stattdessen mit einer leichten Östrogencreme beziehungsweise entsprechend hormonhaltigen Zäpfchen – lokal und nicht dauerhaft – zu behandeln. Es gebe allerdings auch effektive, lokal angewandte Pflanzencremes mit dem Extrakt der Traubensilberkerze.

Sprich in jedem Fall mit deinem Arzt oder deiner Ärztin darüber, welche Therapie (ob mit oder ohne Hormonen) für dich infrage kommt. Nur so kann auch abgeklärt werden, ob eine Erkrankung für die Scheidentrockenheit verantwortlich ist, die separat behandelt werden muss, oder ob die Beschwerden als Nebenwirkungen von Medikamenten auftreten.

Entspannung, Bewegung & Co.: Weitere Tipps zur Linderung

Unterstützend zur lokalen Behandlung der Scheidentrockenheit solltest du besondere Vorsicht bei der Wahl deiner Unterwäsche walten lassen. Verzichte lieber auf synthetische Fasern, da diese die Schleimhäute reizen können und trage stattdessen Slips aus Baumwolle. Auch zu enge (Strumpf-)Hosen können die Beschwerden im Intimbereich verschlechtern.

Achte außerdem darauf viel zu trinken, um die Durchfeuchtung der Scheide zu unterstützen und ernähre dich möglichst ausgewogen. Darüber hinaus können Lebensmittel, die einen hohen Anteil pflanzlicher Östrogene (Phytoöstrogene) aufweisen, hilfreich sein – wie zum Beispiel Sojaprodukte, Leinsamen, Hülsen- und Trockenfrüchte.

Sehe vom Baden in Chlorwasser ab und vermeide generell ausgedehnte Bäder sowie zu langes Schwimmen. Andere Formen von Bewegung, wie zum Beispiel Spaziergänge oder Wandern, tuen dir dagegen sehr gut, weil dadurch die Durchblutung gefördert wird - auch die der Vaginalschleimhaut. Sorge darüber hinaus für mehr Entspannung und Ruhe in deinem Alltag, wie etwa durch Meditation.

Wichtig: Hole dir bei anhaltenden Beschwerden immer ärztlichen Rat ein und lasse dich bezüglich möglicher Therapiemaßnahmen beraten.

Artikelbild und Social Media: AdobeStock / Svitlana (Themenbild)