Urogenitales Menopause-Syndrom

Vaginale Atrophie: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die "depressive Vagina", fachlich vaginale Atrophie genannt, ist ein Krankheitsbild, über das jede Frau unbedingt Bescheid wissen sollte. Wer betroffen ist, welche Symptome auftreten und wie sie behandelt werden können, erklären wir dir.

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Schmerz beim Geschlechtsverkehr? Brennen, Juckreiz und Scheidentrockenheit? Grund dafür könnte eine depressive Vagina sein. An der sogenannten vaginalen Atrophie leiden etliche Frauen jeden Alters. Dennoch können viele Frauen ihre Symptome gar nicht dieser Erkrankung zuordnen, nehmen die Beschwerden einfach hin und scheuen sich um Rat zu bitten.

Dabei ist unsere Gesundheit niemals ein Grund, sich zu schämen. Um das Thema zu enttabuisieren ist es also umso wichtiger, dass wir uns über unsere Symptome unterhalten und sie beim Frauenarzt ansprechen. Um einordnen zu können, ob du von der vaginalen Atrophie betroffen bist, haben wir dir die wichtigsten Fakten zusammengestellt.

Was ist eine "Vaginale Atrophie"?

Die "depressive Vagina" wird im Fachjargon eher vaginale bzw. vulvogenitale Atrophie genannt und beschreibt die Veränderung von Gewebe im Genitalbereich.  Die Schleimhaut im Gebärmutterhals, sowie die der Vagina und Vulva wird dünner, glatter und verliert an Elastizität. Dazu kommen trockene Schleimhäute, die unangenehme Symptome hervorrufen.

Handelt es sich um Gewebeschwund im Bereich der Vagina und Vulva spricht man von einer vulvogenitalen Atrophie. Verändert sich auch im urogenitalen Bereich das Gewebe, spricht man von einer urogenitalen Atrophie. Hier wäre auch der Harntrakt betroffen.

Mittlerweile hat sich, um sämtliche urogenitale Beschwerden, die während der Wechseljahre aufkommen, zu beschreiben, der Begriff "urogenitales Menopause-Syndrom" gefestigt. 

Wichtig zu wissen ist: Die vulvovaginale Atrophie stellt keine Gefahr dar und lässt sich gut behandeln. Keine Frau muss die Unannehmlichkeiten stillschweigend ertragen. 

Was sind die Ursachen für die vulvovaginale Atrophie?

Der sinkende Östrogenspiegel mit Beginn der Menopause ausschlaggebend für die vulvovaginale Atrophie. Durch den Mangel an dem Sexualhormon, dessen Produktion die Eierstöcke in den Wechseljahren einstellen, wird die Vagina schlechter durchblutet und die Kollagenbildung nimmt ab. Dadurch verliert die Haut an Elastizität und wird dünner. Deshalb fühlt sich die Vagina im Alter auch oft enger an.

Dazu kommt, dass der Sauerstoffmangel, der durch die verringerte Durchblutung ausgelöst wird, sich negativ auf die Scheidenflüssigkeit auswirkt. Eine trockene Scheide, wodurch Geschlechtsverkehr äußerst schmerzhaft werden kann, ist die Folge.

Aber nicht nur Hormonschwankungen können zu einer depressiven Vagina führen. Auch fehlende Stimulation in Form von Geschlechtsverkehr und Selbstbefriedigung sorgt für eine schlechte Durchblutung und somit Sauerstoffmangel, was wiederum vaginale Trockenheit auslöst. 

Gerade im Alter kann eine Kombination aus beiden Ursachen für starke Symptome sorgen.

Welche Symptome verursacht die Vaginale Atrophie?

Beschwerden, Ausprägungen und Symptome können von Frau zu Frau unterschiedlich sein. Grundsätzlich ähneln sich die Symptome aber sehr einem Scheidenpilz, weswegen die Beschwerden von vielen Frauen meist fehlinterpretiert werden. Um eine klare Diagnose zu stellen, sollte daher unbedingt der Frauenarzt aufgesucht werden.

Scheidentrockenheit, Schmerzen beim Sex, Jucken und Brennen sowie Ausfluss sind typische Symptome der vulvovaginalen Atrophie. Durch den Abfall des Sexualhormons kommt es zudem zu Problemen bei der Erregbarkeit, was sich auf die Lubrikation auswirkt. Durch die fehlende Feuchte kommt es so zu Schmerzen beim Sex (Dyspareunie). Außerdem verändert sich der pH-Wert, sodass es häufiger zu Infektionen kommen kann. Ist der Harntrakt ebenfalls betroffen, können Schmerzen beim Wasserlassen sowie häufiger Harndrang die Folge sein. 

Typische Symptome der vulvovaginalen Atrophie:

  • Scheidentrockenheit

  • Schmerzen beim Sex

  • Schmerzen beim Wasserlassen

  • häufiger Harndrang

  • Juckreiz und Brennen 

  • vaginale Infektionen

  • Ausfluss

  • Blasenschwäche

  • Libidoverlust

  • Probleme bei der sexuellen Erregung

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Wer ist von der "depressiven Vagina" betroffen?

Die vulvo-vaginale Atrophie kann in jedem Alter auftreten. Bei jungen Frauen sind meist hormonelle Schwankungen während einer Schwangerschaft und der Stillzeit oder hormonelle Verhütungsmethoden ausschlaggebend. Aber auch andere Erkrankungen wie Endometriose, Stoffwechselerkrankungen und Chemotherapien können Auslöser für die Atrophie in jungen Jahren sein. Meist trägt hier fehlende sexuelle Stimulation zur extremen Scheidentrockenheit bei.

Hauptursache für die Veränderungen der Schleimhaut ist jedoch der niedrige Östrogenspiegel. Das Sexualhormon nimmt mit Einsetzen der Menopause stetig ab. Während zu Beginn der Wechseljahre noch kaum Veränderungen des Gewebes bemerkbar ist, sollen bereits 10 Jahre später 50% der Frauen betroffen sein. Von den postmenopausalen Frauen sind sogar 75% von einer depressiven Vagina bzw. dem urogenitalen Menopausensyndrom betroffen. Bei so großen Zahlen ist ein offener Umgang mit den Beschwerden für betroffene Frauen umso wichtiger.

Behandlung der Atrophie der Scheide

Schamgefühle halten viele Frauen davon ab, sich ärztlichen Rat zu suchen. Andere gehen fälschlicherweise sogar davon aus, dass die Veränderungen einfach Teil des Älterwerdens sind und akzeptiert werden müssten. Ja, die Veränderungen mit Einsetzen der Menopause sind völlig normal. Deswegen gibt es auch keinen Grund zur Scham. Tatsächlich lässt sich die vaginale Atrophie sehr gut mit verschiedenen Therapien behandeln. Langfristig können Beschwerden sogar komplett gemindert werden.

Dennoch gilt hier, wie bei jeder Erkrankung, je früher sie behandelt wird, desto besser. Eine vaginale Atrophie kann nämlich mit der Zeit schlimmer werden, weiß Expertin Isabelle Belius, Autorin des Buches "So therapieren Sie Vaginismus-Der laienverständliche Ratgeber für Betroffene mit Vaginismus, Dyspareunie, Vulvodynie": "Wenn die Atrophie sehr stark fortgeschritten ist, kann dies zu einer deutlichen Verengung der Vaginalöffnung führen, und wenn die Behandlung in einem so späten Stadium eingeleitet wird, kann es schwieriger und langwieriger werden, die Atrophie zu behandeln.".

Vaginismus: Ist meine Scheide zu eng?

Die Atrophie kann zum einen lokal behandelt werden, zum anderen wird für eine langfristige Verbesserung eine CO2-Lasertherapie empfohlen.

Lokale Behandlung mit Präparaten

Bei der lokalen Behandlung werden zunächst hormonfreie Präparate eingesetzt, die gegen die Trockenheit im vulvogenitalen Bereich angehen. Schlägt diese Therapie nicht an, kann eine Östrogenbehandlung, die den Mangel an dem Sexualhormon ausgleicht, die Lösung sein. Diese hormonelle Behandlung wird lokal mit verschreibungspflichtigen Salben, Zäpfchen und Gels angewandt.

Zudem gibt es rezeptfreie Salben, die zur Befeuchtung auf die Schamlippen und den Scheideneingang aufgetragen werden. Wirkstoffe wie Glycerin und Hyaluronsäure sorgen dafür, dass Wasser gespeichert wird. Nicht nur auf die Scheidentrockenheit wirken sich diese Befeuchtungsmittel positiv aus. Auch der pH-Wert der Scheide wird positiv beeinflusst.

Nachteil dieser Präparate und einer hormonellen Behandlung ist jedoch, dass sie nur ihre Wirkung behalten, wenn sie regelmäßig angewandt werden.

Behandlung mit Lasertherapie

Eine langfristige Verbesserung der Beschwerden  und Lebensqualität kann dagegen mit einer CO2-Laserbehandlung hervorgerufen werden. Die CO2-Laserstrahlen sorgen hierbei für eine verbesserte Durchblutung der Vagina und Neubildung von Kollagen. 

"Kollagenfasern machen den wichtigsten Bestandteil der Vaginalschleimhaut aus, sie sorgen für Flexibilität und Festigkeit der Vagina, und indem eine vermehrte Produktion von Kollagen und Elastin angeregt wird, können die Vaginalwände wiederhergestellt werden. Die regenerierte Schleimhaut kann mehr Feuchtigkeit speichern, sie wird elastischer, und die vaginale Lubrikation verbessert sich.", erklärt Isabelle Belius in ihrem Ratgeber. 

Lubrikation: Was Frauen brauchen, um feucht zu werden

Drei Behandlungen im Abstand von 5 Wochen sind ratsam. Bei einer stark fortgeschrittenen Atrophie sind eventuell sogar 5-6 Behandlungen notwendig. Zudem kommt eine Auffrischungsbehandlung, die einmal im Jahr fällig ist. Die Laser-Behandlung an sich dauert lediglich wenige Minuten und ist durch örtliche Betäubung schmerzfrei. Lediglich nach der Behandlung können nach Abklingen der Betäubungsmittel Schmerzen beim Urinieren aufkommen. Außerdem sollte mindestens 2 Tage auf Sex sowie 7 Tage auf Tampons verzichtet werden. 

Lässt sich eine vaginale Atrophie verhindern?

Mit Sicherheit fragen sich viele Frauen, wie man der vaginalen Atrophie vorbeugen kann. Isabelle Belius beantwortet diese Frage in ihrem Vaginismus-Buch. "Der natürliche weibliche Alterungsprozess führt automatisch zu einer nachlas- senden Östrogenproduktion. Dies als solches kann nicht verhindert werden, und es ist unwahrscheinlich, dass die Eierstöcke wieder mehr Östrogen produzieren."

Dennoch kann beispielsweise Rauchen das Risiko erhöhen eine vaginale Atrophie zu bekommen, da es sich negativ auf die Durchblutung, auch im Vaginalbereich, auswirkt. 

Bei einer vaginalen Atrophie in jungen Jahren, die nicht durch Östrogenmangel hervorgerufen wird, ist meist unregelmäßiger Geschlechtsverkehr Ursache für die depressive Vagina. Durch regelmäßige Stimulation in Form von Sex oder Selbstbefriedigung, lässt sich der vulvogenitalen Atrophie vorbeugen.

Ich leide an einer "depressiven Vagina": Kann ich selbst etwas tun?

Sex trotz vaginaler Atrophie? Ja, das ist möglich. Allerdings solltest du hier um Schmerzen aufgrund der Verengung und Trockenheit der Vagina zu vermeiden, besonders behutsam sein. Bemerkst du Scheidentrockenheit bei dir, kannst du zunächst mit Feuchtigkeitscremes vorgehen, die du in der Apotheke ohne Rezept bekommst.

Beim Sex solltest du unbedingt auf Gleitgel setzen, um Reibung zu verhindern. Dadurch wird der Geschlechtsverkehr definitiv angenehmer. Stellt sich keine Verbesserung ein, ist eine gynäkologische Untersuchung ratsam. Eine vaginale Atrophie lässt sich nicht allein durch Gleitmittel heilen, es lindert lediglich die Symptome wie Scheidentrockenheit. 

Quellen:

  • Bichay, Celine (2021): Vaginale Atrophie - Jede Frau kann es betreffen; Erschienen in: PTAheute.de; https://www.ptaheute.de/wissen-am-hv/scheidentrockenheit/vaginale-atrophie-jede-frau-kann-es-betreffen

  • Vulvogenitale Atrophie; Erschienen in: MedSpecialists Magazin; https://www.med-specialists.com/behandlungen/vaginale-atrophie/

  • Depressive Vagina; Erschienen in: MedSpecialists Magazin; https://magazin.med-specialists.com/medizin/depressive-vagina

  • Belius, Isabelle: So therapieren Sie Vaginismus -Der laienverständliche Ratgeber für Betroffene mit Vaginismus, Dyspareunie, Vulvodynie; Rainer Bloch Verlag, 1. Auflage, 2001

Artikelbild und Social Media: Olga Shefer/iStock