Wechseljahresbeschwerden

Herzrasen in den Wechseljahren: Das kannst du tun

In den Wechseljahren erhöht sich das Risiko für Herzprobleme. Ab wann ein Arzt aufgesucht werden sollte.

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Du bist in den Wechseljahren und wunderst dich, warum du vermehrt Herzrasen hast oder Kreislaufprobleme? Dies sind typische Begleiterscheinungen dieser Lebensphase. Das bedeutet jedoch nicht, dass du diese Symptome nicht ernst nehmen solltest. Wie du mit der neuen Situation am besten umgehst und warum du Herzrasen besser von Expert*innen abklären lassen solltest, erfährst du im Artikel.

Wieso können die Wechseljahre Herzprobleme auslösen?

Vor den Wechseljahren haben Frauen ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Männer. Das liegt an ihrem Hormonspiegel, größtenteils an dem weiblichen Sexualhormon Östrogen.

Es sorgt dafür, dass sich die Gefäße weiten und das Blut ungehindert durch den Körper laufen kann. Während der Menopause nimmt die Östrogenproduktion aber allmählich ab, sodass auch der schützende Effekt des Hormons nachlässt.

Unsere Expertin

Univ. Prof. Dr. Doris Maria Gruber ist eine Frauenärztin aus Wien. Sie betreibt Menopausenforschung und bringt langjährige Erfahrung aus ihrer Arbeit in einer Wechselambulanz mit. Einer Abteilung, die auf  Diagnose und Therapie von Beschwerden in den Wechseljahren spezialisiert ist. Außerdem hält sie regelmäßig Vorträge zum Thema und wirkt an internationalen Kongressen mit.

Weitere mögliche Ursachen für Herzrasen

Viele Frauen in den Wechseljahren erleben Herzrasen und kennen das Gefühl, womöglich einen Herzinfarkt zu bekommen. Sie wachen mit Herzrhythmusstörungen oder einem pochenden Herzen auf. Das kennt auch Frauenärztin Dr. Doris Maria Gruber von ihren Patientinnen: "Oftmals wird dann der Internist aufgesucht." Dies sei auch richtig so, denn: "Es ist durchaus möglich, in den Wechseljahren einen Herzinfarkt zu bekommen", weiß Dr. Gruber.

„Man muss wissen, dass die Menopause auch Herzbeschwerden verursachen kann.“
Frauenärztin Dr. Doris Maria Gruber

Häufig sei es aber tatsächlich so, dass sich während der Hormonumstellung die Elastizität der Gefäße verändere. Dies könne, insbesondere in den Wechseljahren, ebenfalls die Ursache für ein pochendes Herz oder Herzrhythmusstörungen sein. Dr. Gruber empfiehlt beides abklären zu lassen – also eine*n Internist*in und eine*n Gynäkolog*in aufzusuchen. Nur so könne sichergestellt werden, ob die Herzbeschwerden mit der Menopause zu tun haben, oder tatsächlich ein kardiales Problem vorliegt.

Weitere mögliche Ursachen sind Schilddrüsenüberfunktion, Panikattacken, Anämie oder auch Nebenwirkungen von Medikamenten oder übermäßigem Alkoholkonsum. Bist du dir unsicher, welche Ursache sich hinter deinen Herzbeschwerden verbirgt, solltest du diese unbedingt durch einen Arzt oder eine Ärztin abklären lassen.

Hinweis: Kardiologische Beschwerden sollten immer ernst genommen werden und von einem*r Kardiolog*in oder Internist*in abgeklärt werden. Auch wenn nicht immer ernste Ursachen dahinterstecken, ist es wichtig hier Klarheit zu haben.

Frau hat Herzrasen in den Wechseljahren (Themenbild)
In den Wechseljahren kommt es nicht selten zu Herzrasen und anderen Herzbeschwerden. (Themenbild) Foto: AdobeStock / My Ocean studio

Herzrasen in den Wechseljahren: Diese Symptome können auftreten

Solange das Klimakterium noch nicht vorüber ist, kann es zu Schwankungen bei den Hormonveränderungen kommen. Das heißt, die Auswirkungen des Östrogenmangels auf das Herz sind während der Wechseljahre mal schwächer und mal stärker zu spüren.

Betroffene Frauen fühlen sich zwischendurch immer wieder ganz gesund, werden dann aber plötzlich von starkem Herzklopfen, einem hohen Puls bis hin zu Herzrasen überrascht.

Welcher Puls ist normal?

Für Erwachsene ist ein Ruhepuls zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute normal.

So kann der Puls ganz einfach gemessen werden: Einfach zwei oder drei Finger an die Arterie des inneren Handgelenks platzieren. Nun 30 Sekunden lang die Schläge zählen. Dieser Wert mal zwei ergibt den Puls pro Minute.

Oder es kommt durch die wechselnde Menge der Geschlechtshormone zu Unregelmäßigkeiten wie Herzstolpern oder Herzrhythmusstörungen.

Des Weiteren können in dieser Lebensphase psychische Symptome auftreten, die ebenfalls Einfluss auf den Herzschlag haben. Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, innere Unruhe, Nervosität bis hin zu Angstzuständen oder Depressionen können Folge des veränderten Hormonhaushalts und sinkenden Östrogenspiegels sein. Hier können Herzstechen oder Herzschmerzen als Begleiterscheinung der Beschwerden auftreten.

Mehr zum Thema: Schwindel und Co.: Kreislaufprobleme in den Wechseljahren

Ist das Herzinfarkt-Risiko für Frauen in der Menopause erhöht?

Leider ja. Frauen haben im Klimakterium und danach durch die hormonellen Veränderungen ein erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko als vorher. Erschwerend hinzu kommt, dass der Blutdruck in diesem Lebensabschnitt oft unbemerkt steigt, sodass mögliche Warnsignale häufig erst spät erkannt werden.

Wissen, das Leben retten kann

Die Mehrzahl an wissenschaftlichen Studien zu den Symptomen eines Herzinfarktes wurde ohne Frauen durchgeführt. Deshalb sind die typischen Symptome wie Schmerzen im linken Arm für Frauen oftmals weniger aussagekräftig als für Männer.

Frauen zeigen bei einem Herzinfarkt oft eher subtile Veränderungen, die selbst im EKG kaum erkennbar sind. Deshalb ist es umso wichtiger, dass du mit den typischen Symptomen eines Herzinfarktes bei Frauen vertraut bist.

Dr. med. Sheila de Liz ist Frauenärztin und hat mit "Woman On Fire" ein ganzes Buch dem Thema Wechseljahre gewidmet. In diesem beschreibt sie, dass Herzinfarkte bei Frauen oft unentdeckt blieben. Mit fatalen Folgen: Die Wahrscheinlichkeit an einem Herzinfarkt zu sterben ist für Frauen doppelt so hoch, wie für Männer und die Haupttodesursache für Frauen in westlichen Ländern.

Auf diese Symptome sollten insbesondere Frauen achten:

  • mildere Brustschmerzen

  • extreme Müdigkeit

  • allgemeines Krankheitsgefühl

  • Kurzatmigkeit

  • Mildere Schmerzen im Rücken

  • Schlafstörungen

  • Schmerzen in Nacken und Kiefer

Hinweis: Solltest du diese Symptome bei dir bemerken, suche umgehend einen Arzt oder eine Ärztin auf.

Tipp: Lege dir einen Fitnesstracker oder ein Blutdruckmessgerät zu. Diese können dir dabei helfen, dein Herz im Blick zu behalten. Bespreche ggf. mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, ob ein solches Gerät für dich infrage kommt. So fühlst du dich womöglich sicherer im Umgang mit dem Herzrasen.

Wann sollte ich mit den Herzbeschwerden zum Arzt gehen?

In den allermeisten Fällen ist das Herzrasen nicht gefährlich, trotzdem solltest du, wenn du zum ersten Mal betroffen bist, die Ursache abklären lassen, um das Herzrasen richtig einzuordnen.

Dr. Gruber empfiehlt, gleich mehrere Ärzte aufzusuchen. Ein Problem entstehe meist in den Fällen, in denen nur ein Arzt*eine Ärztin aufgesucht wird: "Es gibt Patientinnen, die kardiologisch intensiv untersucht und anschließend ohne Hinweise auf Herzprobleme weggeschickt wurden. Aber das Problem besteht weiterhin."

Die Frauenärztin appelliert sowohl an Patientinnen als auch Ärzt*innen allumfassender zu denken: "Das Herz gehört nicht nur dem Internisten, die Haut nicht nur dem Dermatologen und die Gelenke nicht nur dem Orthopäden. Das ist nicht weit genug gedacht!" Frauen müssen medizin-holisitsch erfasst werden.  

Sie empfiehlt betroffenen Frauen daher sowohl den*die Internist*in, als auch den*die Gynäkolog*in aufzusuchen. Diese*r kann die Ursache abklären und dir dabei helfen, das Herzrasen richtig einzuordnen.

Tipp

Die Deutsche Herzstiftung hat eine Checkliste mit Fragen erstellt, die dem Arzt*der Ärztin helfen, dein Herzrasen besser einzuschätzen.

Was hilft schnell bei Herzrasen?

Keine Panik: Die Wechseljahre sind zwar ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Beschwerden, aber trotzdem kannst du einiges zur Vorbeugung tun. All diese Dinge stärken das Herz:

  • regelmäßiges Ausdauertraining und eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung

  • Nahrungsergänzungsmittel: Magnesium und Kalium haben antiarrhythmische Eigenschaften. Das bedeutet, sie wirken gegen Herzrhythmusstörungen. Kalium ist auch in Bananen, Trockenobst oder Kartoffeln zu finden. Magnesium ist in Walnüssen, Vollkornprodukten und Mandeln enthalten

  • Heilpflanzen (Homöopathie): Viele Betroffene schwören auf Mittel wie Baldrian oder Traubensilberkerze gegen Nervosität und Unruhe

  • Wechseldusche oder Wechselbad, um den Kreislauf zu stärken

  • Ruhe und Entspannung - zum Beispiel durch Yoga, Meditation oder ein kleines Achtsamkeitstraining zwischendurch

  • Hormonersatztherapie (HRT): Kann bei Herzrasen oder Hitzewallungen helfen. Wird in Absprache mit einem Arzt*einer Ärztin verschrieben

Artikelbild und Social Media: AdobeStock / My Ocean studio (Themenbild)

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