Geschlechtermedizin

Warum Medikamente bei Frauen anders wirken

In der Medizin bekommen Frauen und Männer meist die gleiche Therapie. Dabei wirken Medikamente bei Frauen oft anders...

Warum Medikamente bei Frauen anders wirken (Themenbild)
Foto: igoriss/iStock
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Medikamente wirken bei Frauen und Männern unterschiedlich - welche Konsequenzen dies hat, erfährst du hier.

Wirkung von Medikamenten bei Frauen: Andere Chromosomen und Symptome

Frauen unterscheiden sich nahezu in jeder Zelle ihres Körpers von Männern.

Sie haben andere Geschlechtschromosomen, ihre beiden X-Chromosomen verfügen über mehr Gene als die X- und Y-Chromosomen der Männer.

Diese Unterschiede beeinflussen auch die Gesundheit. Und so zeigen Frauen im Krankheitsfall oft deutlich andere Symptome als Männer – und nicht selten brauchen sie auch eine andere Therapie.

Substanzen verteilen sich unterschiedlich im Körper

Lange hat die Forschung diese Unterschiede ignoriert. Dabei spielt allein die Tatsache, dass Männer naturgemäß größer und schwerer sind als Frauen eine bedeutende Rolle.

Denn das führt dazu, dass sich Wirkstoffe von Arzneimitteln im Körper anders verteilen. Auch das weibliche Herz und die Herzkranzgefäße sind bei Frauen kleiner als bei Männern.

Blutdrucksenker etwa verursachen daher bei Frauen häufiger Nebenwirkungen wie Reizhusten, Kopfschmerzen oder Schwindel.

Betablocker und Wirkstoffe wie z. B. Metoprolol werden langsamer ausgeschieden – dadurch besteht das Risiko einer Überdosierung.

Zudem: Neben dem unterschiedlichen Schmerzempfinden wirken auch viele Schmerzmittel, die Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Opiate enthalten, bei Frauen stärker. Das heißt: Sie benötigen weniger davon.

Andererseits konnten Wissenschaftler jüngst nachweisen, dass Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol bei Frauen oft kürzer und schlechter wirken als bei Männern.

Beruhigungsmittel wirken häufig intensiver

Auch das Fettgewebe spielt eine Rolle: Männer haben im Durchschnitt 18 Prozent Körperfett, Frauen 33 – also fast doppelt so viel.

In diesem Gewebe können sich bestimmte Substanzen ablagern. Sogenannte Psychopharmaka wie Diazepam etwa wirken dadurch intensiver. Zudem erhöht sich die Gefahr einer Abhängigkeit.

Eine Einnahme über mehrere Wochen kann außerdem zu Überdosierungen führen, weil im Fettgewebe ein Vorrat gespeichert wird.

Deshalb sind auch nach dem Absetzen des Mittels noch Wechselwirkungen möglich – unter anderem mit Alkohol, der die Leber dann stärker angreift.

Allergiemedikamente, sogenannte Antihistaminika, zeigen bei Männern eine längere Wirkdauer als bei Frauen. Denn der weibliche Stoffwechsel baut sie häufig schneller ab.

Tipp: Sprechen Sie mit dem Arzt am besten bei jedem Ihrer Medikamente genau ab, wie lange und in welcher Dosierung es für Sie individuell geeignet ist.

Warum wirken Arzneimittel bei Männern meist anders?

Warum bei Frauen öfter Nebenwirkungen auftreten oder Dosierungen für sie zu stark sind? Weil Arzneimittel meist an Männern getestet werden.

Eine Auswertung zeigt: Zwar werden Studien zunehmend mit beiden Geschlechtern gemacht – während 2009 erst 38 Prozent mit Männern und Frauen durchgeführt wurden, waren es 2019 schon 68 Prozent.

Jedoch waren die Geschlechter nur in 17 Prozent der Studien gleich häufig vertreten.

Daher fordert die Gender-Medizin u. a.: Medikamente und Dosierungsanleitungen extra für Frauen.

Wie Moderatorin und Autorin Miyabi Kawai sich zu dem Thema engagiert, erfährst du im Video:

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Video: Glutamat

Artikelbild und Social Media: igoriss/iStock (Themenbild)