Wifesharing: Immer mehr Paare lieben diesen Sex-Trend
Whifesharing – immer mehr Paare finden diesen Sex-Trend spannend und wollen ihn ausprobieren. Wir verraten alles und die Unterschiede zu Candaulismus und Cuckolding.
Die (Ehe-)Frau zu teilen, das ist eigentlich etwas, was für die meisten Menschen direkt mit Pornos mit maskulinem Blick zusammenhängt. Doch was hat es mit dem Wifesharing und Candaulismus auf sich - und kann sich eine selbstbestimmte Frau darin wiederfinden?
Was ist Wifesharing? Wenn Männer ihre Frauen beim Sex teilen wollen
Ja! Du hast richtig gelesen. Nach dem praktischen Modell des Carsharings gibt es nun auch das Wifesharing. Auf Deutsch: "Ehefrau teilen", was natürlich schon eher nach einem männlichen Blickwinkel schreit. Der Ursprung des Wifesharing wird manchmal in afrikanischen Ländern verortet, allerdings ist der Trend so oder so nicht neu und war auch schon den alten Griechen nicht unbekannt.
Was es mit Wifesharing auf sich hat, ist schnell erklärt: zwei oder mehr Männer "teilen" sich eine Frau. Einer von ihnen ist mit der Frau zusammen oder verheiratet, der andere stößt buchstäblich dazu, um sich im Beisein des anderen Männchens sexuell mit ihr zu vergnügen. Beim Wifesharing jedoch könnte es die Frau auch erregend finden, mit einer Person außerhalb der eigenen Beziehung Sex zu haben, aber mit der expliziten Erlaubnis oder Zustimmung und im Beisein des Mannes. Mit Fremdgehen in der Beziehung hat es also nichts zu tun.
Dennoch ist klar: der Wifesharer ist in dieser Situation mindestens gleichberechtigt oder dominant, die Frau, Freundin oder Geliebte maximal gleichberechtigt oder devot. In der einschlägigen Pornografie ist die Partnerin oft eher Zweiteres.
Mit einer offenen Beziehung, einer Beziehung mit mehreren Personen oder Swingern hat diese Sexpraktik hingegen nichts zu tun, da dort abgemacht ist, dass beide mit anderen Sex haben dürfen - auch wenn diese nicht dabei sind. Das ist beim Wifesharing anders gelagert, da hier nur die Frau mit einem anderen Mann Sex hat, der Wifesharer aber nicht mit einer weiteren Frau - zumindest in heterosexuellen Beziehungen, für die dieser Begriff am ehesten genutzt wird.
Träumt eine Frau im umgekehrten Sinne davon, dass ihr Mann zusätzlich von einer anderen Frau verwöhnt werden soll, während sie am Akt teilnimmt, wird auch von Husbandsharing gesprochen.
Candaulismus: Was ist das?
Eigentlich sind Candaulismus und Wifesharing ähnlich gelagerte Dinge, aber doch verschieden. Der Begriff "Candaulismus" geht auf den sagenhaften lydischen König Kandaules zurück, dessen angebliche Herkunft als letzter Nachkomme der Linie des Herakles sich aus der griechischen Mythologie ableitet. Dieser zeigte seinem Freund Gyges seine nackte Ehefrau Nella, ohne dass diese davon wusste. Dies hat also eher mit Voyeurismus zu tun und nichts mit Selbstbestimmung - es ist quasi das Gegenteil von Exhibitionismus, wo die beobachtende Position das Opfer ist. Dabei war das schon erwähnte Teilen der Ehefrau in den gehobenen Schichten der alten Griechen keine Seltenheit.
Von Candaulismus wird heute gesprochen, wenn man es oder die Vorstellung davon erregend findet, dass sich der*die Partner*in vor einer anderen Person entblößt oder Geschlechtsverkehr mit dieser hat, während man selbst passiv bleibt und lediglich zuschaut, aber selbst nicht mit der eigenen Partnerin und dem anderen Menschen während der "Vorstellung" aktiv wird. Diese klare Trennlinie unterscheidet den Candaulismus vom Cuckolding.
Wifesharing-Varianten: Wie unterschiedlich Wifesharingpaare sind
Anders als beim Partnertausch, wo beide mit dem jeweiligen Gegenpart eines anderen Paares in die Kiste hüpfen, werden beim Wifesharing als Praxis ein oder mehrere Männer zum Sex dazu geladen. Von der Haltung her heißt es, sollten alle dem zustimmen.
Das bedeutet: Auch die Frau muss es toll finden und wollen nicht nur die Männer. Im Grunde auch nichts anderes als ein Dreier mit einer Frau und zwei Männern (MFM), wobei es sich eben um ein Paar und eine dritte Person handelt. Ob diese Rollenverteilung bei dieser sexuellen Spielart wirklich so aussieht, ist zumindest im Wortsinn nicht enthalten.
Bei der Variante „Cuckold“ geht der feste Partner beim Wifesharing in die devote und meist passive Rolle, es ist also eigentlich eine eigene Sache in der BDSM-Szene und hat nur bedingt mit dem Konzept Wifesharing zu tun, weißt aber gewisse Ähnlichkeiten auf. Er darf nur zugucken und sich hinterher berichten lassen, wie gut der andere Typ seine Frau durchgevögelt hat, oder aber - und da kommt der Unterschied zum Candaulismus - er darf mitmachen, wobei die Betonung auf "darf" liegt. Da der Cuckold eine devote Person ist, muss er die "Erlaubnis" seiner Herrin bekommen, zum Beispiel beim Cunnilingnus mitzuhelfen oder Vorbereitungen zu treffen. Es ist eine BDSM-Spielart, da Cuckold vor allem im Bereich des Femdom (Abkürzung für engl. female dominance; dt. weibliche Dominanz) vorkommt. Im klassischen Wifesharing, soweit es sowas denn wirklich gibt, sind die männlichen Teilnehmer beide gestaltend und aktiv dabei. Je nach Vorliebe eben.
Wird in Clubs oder Foren ein Aufruf oder eine Einladung zum Wifesharing ausgesprochen, kann dies auch in einen „Gangbang“ münden. Also in eine Runde, in der viele Männer nacheinander oder gleichzeitig Sex mit einer Frau haben - allerdings wird das dann im Vorfeld klar kommuniziert.
Beim Sex "teilen": Ist Wifesharing chauvinistisch oder selbstbestimmt?
Hört man sich in einschlägigen Foren um, wird Wifesharing als selbstbestimmte Möglichkeit von Frauen kommuniziert, mit vielen Männern Sex haben zu können und trotzdem in einer festen Partnerschaft zu leben. Frauen mit viel Lust auf Sex erklären dann, dass sie ihre sexuellen Fantasien auf diese Weise wunderbar ausleben können, ohne den Partner hintergehen zu müssen. Oder sogar, um auch ihm sexuelle Vielfalt zu ermöglichen, weil sie es lieben, wenn es ihn antörnt.
Das kann natürlich sein, wobei Wifesharing dann eben als existierende Begrifflichkeit übernommen wurde. Die Frage ist dann aber trotzdem, warum es dann nicht zum Beispiel „men-choosing“ oder „guys-taking“ heißt? Wifesharing impliziert, dass zwei Typen sich eine Frau teilen. Und nicht, dass eine Frau sich zwei Männer aussucht.
Diese Implikation lässt dann doch daran zweifeln, dass hier vor allem sexuell selbstbestimmte Frauen am Start sind, daher ist dieser Begriff mit Vorsicht zu genießen. Am Ende geht es nämlich oftmals um das Überlassen der Partnerin des einen Mannes an einen anderen Mann, es ist also anders als bei einer Dreiecksbeziehung oder Polyamorie und klingt mehr nach Zwang als nach freiem Willen.
Letztlich finden sich in gängigen Apps oder Foren aber viele Paare, die einen weiteren Mann oder eine Frau oder andere Person suchen, um mit ihnen Sex zu haben. Das läuft dann allerdings oft nicht unter dem Label "Wifesharing", sondern einfach unter dem Motto "Paar sucht Mann", MMF-Dreier (also Mann-Mann-Frau), etc. Ausnahmen gibt es allerdings immer, denn der Begriff hat sich ein Stück weit eben etabliert - ebenso wie das schon erwähnte Husbandsharing. Grundsätzlich bewegen sich in diesen Konstellationen alle auf Augenhöhe, auch wenn natürlich jemand dominante oder devote Parts einnehmen kann.
Aufregen muss sich jetzt also eigentlich niemand. Wie und ob jeder seine sexuellen Fantasien auslebt, ob es vielleicht mal aktiv, passiv, zu dritt, zu viert oder wie auch immer ausgelebt wird, muss letztlich jeder Mann, jede Frau und jede andere Person selber wissen.
Vorteile und Nachteile für Wifesharing-Paare
Sexualität ist jedoch ein sensibler Bereich, in den viele Menschen keinen Dritten hineinlassen wollen. Und das ist genauso in Ordnung wie Spaß am Dreier oder Gangbang, wenn er freiwillig abläuft und der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten ernst genommen wird. Doch die Gefahr ist groß, Verletzungen zu erleben, wenn im Wifesharing oder Cuckolding Machtspiele auf sexueller Ebene ausgetragen werden. Dessen muss sich jeder bewusst sein, der sein Sexualleben auf diese Weise erweitern möchte.
Für eine Frau ist der Nachteil gerade in puncto Verletzung vermutlich höher als sonst, da nun zwei Männer beteiligt sind. Wenn einer gerade im Doggy-Style von hinten stößt, während mit dem anderen Oralsex praktiziert wird, gehört auch etwas Übung dazu und natürlich das Vertrauen in die beiden Männer, die mit dir gleichzeitig schlafen. Wenn du darauf stehst und dein Partner auch, steht dem Dreier mit einem weiteren Mann nichts im Wege.
Für Männer wiederum ergibt sich ebenso die Möglichkeit, der Partnerin oder sich selbst einen Wunsch zu erfüllen und die eigene Sexualität auszuleben. Gleichzeitig ist es für ihn in diesem Fall auch schön und erregend, wenn sich mehr Hände oder Penisse um die Lust der eigenen Frau kümmern können, als man selbst zur Verfügung hat.
Dennoch sollte Wifesharingpaaren klar sein, dass sie zum Beispiel auch den Ort ihrer Begierde mit Bedacht wählen sollten. Bevor man direkt ins eigene Schlafzimmer einlädt, wäre es besser, fürs erste Treffen dieser Art einen neutralen Ort wie ein Hotel aufzusuchen - einfach, um einmal zu schauen, ob es wirklich was ist oder nicht. Ob irgendwann mal jemand nach Hause eingeladen werden soll, kann später immer noch besprochen werden.
Vor einem Treffen sollte ein Gespräch stattfinden, zum Beispiel beim gemeinsamen Abendessen oder einer Tasse Kaffee und einem anschließenden Spaziergang. Ein Ort in der Öffentlichkeit ist hierzu gut, denn dann merkt das Paar, ob sie mit der dritten Person offen sprechen kann, überhaupt sympathisch ist und ob es wirklich eine Option ist, zusammen ins Bett zu gehen.
Zuletzt ist es wichtig im Hinterkopf zu haben, dass sich auch beim Wifesharingpaaren Gefühle verändern können. Auch wenn sich beide lieben und die Sache für sie zunächst einmal in dieser Form okay ist und Lust bringt, können immer irgendwann auch Gefühle wie Eifersucht auftreten oder die sexuelle Lust auf diese Praktik nachlassen. Sollte das passieren, ist es wichtig, das glasklar und genauso offen wie den Wunsch zum Wifesharing zu formulieren - ansonsten könnte es doch ein Problem für die Beziehung geben.
Ganz egal ob Wifesharing, Cuckold, Candaulismus oder einfach ein Dreier, Vierer oder mehr mit dem eigenen und anderen Männern und einer Frau - was auch immer euch Lust und Freude bringt, kann unter Konsens ausgelebt werden. Sobald aber eine Person oder die Beziehung darunter leidet, ist es wichtig, darüber zu sprechen.
Autorin: Marthe Kniep & Jan Wälder
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