Sex ohne Kondom: Aufklärung statt Ausreden
Lerne, welche Risiken Sex ohne Kondom birgt und wie du dich schützt. Und wie du blöde Ausreden erkennst und konterst.
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„Aber ohne ist es doch viel schöner..." Diesen Satz haben vermutlich schon viele Frauen gehört. Manche nervt das, manche wünschen sich selbst Sex ohne Kondom. Doch was im Moment des Begehrens Spaß macht, hat oft einen hohen Preis. HIV, weitere Geschlechtskrankheiten und ungewollte Schwangerschaften können das komplette Leben verändern. Welches Risiko birgt Sex ohne Kondom? Welche Alternativen zu Gummis gibt es? Und wann ist es safe, das Präservativ wegzulassen? Sehen wir es uns an.
Wann ist Sex ohne Kondom sicher?
In festen Beziehungen läuft es oft nach einem gewissen Muster. Am Anfang benutzt man Kondome. Dann lernt man sich besser kennen, das Vertrauen in den Partner wächst, und auf einmal scheinen Kondome nicht mehr nötig. Nur: Übertragbare Infektionen verschwinden nicht, nur weil man sich emotional nahe ist. Die sichere Variante ist deshalb, sich gemeinsam auf Geschlechtskrankheiten bzw. deren Erreger testen zu lassen. Dazu zählen HIV, Chlamydien, Syphilis und Tripper. Bei Bedarf oder Verdacht kann man weitere Viren und Bakterien abtesten. Das geht bei Gesundheitsämtern, in städtischen Teststellen und teilweise auch per Heimtest. Einen Rundum-Check bietet der XL-Geschlechtskrankheiten-Test von Cerascreen.
Auch für HIV gibt es Testkits, die du zuhause anwenden kannst. Beachte dabei: Ein negatives Ergebnis ist sehr zuverlässig (wenn der ungeschützte Geschlechtsverkehr bereits zwölf Wochen her ist). Ein positives Resultat heißt aber nicht zwingend, dass man HIV-positiv ist, denn die Tests reagieren sehr sensibel. In dem Fall wende dich an deine Arztpraxis oder das Gesundheitstest und mache einen weiteren HIV-Test.
Alternative Verhütungsmethoden zum Kondom
Wenn euer Gesundheitsstatus geklärt ist, gibt es noch eine andere Hürde: die Verhütung einer Schwangerschaft. Immer weniger Frauen haben aufgrund von Nebenwirkungen Lust, hormonell zu verhüten. Und tatsächlich gibt es hormonfreie Alternativen zu Pille und Kondom: die Kupferspirale und -kette, das Diaphragma, das Vaginalkondom (Femidom) und natürliche Verhütung (NFP). Während du Kupfermethoden in der Arztpraxis besprechen musst, kannst du die anderen Alternativen selbst erwerben. Das Diaphragma wird allerdings sicherer, wenn du dir die Anwendung bei einer Beratung (z. B. bei profamilia oder in einem Frauengesundheitszentrum) zeigen lässt und die Größe überprüft wird. Das Caya Diaphragma hat eine ergonomisch geformte Einheitsgröße, die ungefähr 80 Prozent der Frauen passt. Es wird vor dem Muttermund platziert und von den Scheidenwänden gehalten. Zusätzlich wird es mit einem spermienhemmenden Gel bestrichen.
Es gibt auch sogenannte Kondome für Frauen, die die Vagina von innen auskleiden. Auch wenn sie nicht besonders weit verbreitet sind, empfinden sie manche Menschen angenehmer als herkömmliche Kondome. Ausprobieren lautet die Devise.
Nur sechs Tage pro Zyklus kann man tatsächlich schwanger werden. Wenn man täglich Aufwachtemperatur und Zervixschleim ("Ausfluss") beobachtet, kann man zuverlässig bestimmen, wann man fruchtbar bzw. unfruchtbar ist. Dieses Vorgehen nennt man auch symptothermale Methode. Für einen Teil des Zyklus muss man mit Kondomen o. ä. verhüten oder auf sexuelle Handlungen ohne Penetration ausweichen. In der unfruchtbaren Zeit kann man ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Die Methode ist sehr sicher, wenn man sie gründlich erlernt - bei einer NFP-Beraterin oder mit dem Grundlagenbuch "Natürlich und Sicher".
Sex ohne Kondom: Diese Ausreden lassen wir nicht mehr gelten
Natürlich ist es in Ordnung, Sex ohne Kondom zu haben, wenn man sich damit wohlfühlt und die Verantwortung für Gesundheit und Verhütung geklärt hat. Doch leider versuchen manche Männer, mit fadenscheinigen Ausreden zu Sex ohne Kondom zu überreden. Das kann in einer Beziehung genauso vorkommen wie bei einem One-Night-Stand oder einer Affäre. Und es sollte in keinem Fall akzeptiert werden. Es ist dein Körper, dein Leben und dementsprechend auch dein Risiko. Erfahre, wie du kontern kannst.
Ausrede Nummer 1: „Mein Penis ist zu groß“
Die Ego-Ausrede schlechthin - und oft kommt sie nicht von Männern, die tatsächlich einen XXL-Penis haben. Es stimmt allerdings, dass nicht jedem Mann jedes Kondom passt. In Drogeriemärkten werden meist Standardgrößen verkauft, die für Männer mit einem durchschnittlich dicken Penis funktionieren. Doch Menschen sind vielfältig, und das gilt auch für ihre Geschlechtsteile. Wichtig: Bei der Kondomgröße ist der Durchmesser des Penis entscheidend, nicht die Länge (außer bei einem sehr langen Penis ab etwa 19 cm). Die Durex XXL-Kondome haben eine nominale Breite von 57 mm und eine Länge von 220 mm. Gut geeignet für den Mann mit sehr langem und etwas überdurchschnittlich dickem Glied.
Es gibt auch noch deutlich dickere Penisse. Die passende Größe ermittelt man, indem man an der dicksten Stelle den Umfang misst und anschließend online mit einem Kondomgröße-Rechner umrechnet. Oder man nutzt ein Probierset, zum Beispiel das Set von Mister Size. Auch für schlanke Penisse gibt es dort passgenaue Präservative.
Ausrede Nummer 2: „Du nimmst doch die Pille“
Sie kann sowieso nicht schwanger werden, warum also ein Kondom benutzen? Leider ist diese Einstellung immer noch verbreitet. Die Erfahrung zeigt: Auch dieses "Argument" kommt sowohl von festen Partnern als auch von Liebhabern für eine Nacht. Falsch ist es in jedem Fall. Denn die Pille ist ein starkes Medikament mit Risiken und Nebenwirkungen. Außerdem schützt sie nicht vor übertragbaren Krankheiten. Wenn eine Frau aus freien Stücken die Pille nimmt, ist das ihre Entscheidung. Wenn sie es nicht tut, ebenso. Weiter muss man nicht diskutieren.
Ausrede Nummer 3: „Ich habe eine Latexallergie“
Genau wie es riesige Penisse gibt, gibt es auch tatsächlich eine Latexallergie. Doch was macht ein verantwortungsvoller Allergiker? Er sucht einen Weg, damit umzugehen. Im sexuellen Kontext heißt das, Kondome ohne Latex benutzen. Zum Beispiel von Durex Natural Feeling.
Ausrede Nummer 4: „Ich ziehe ihn vorher raus!“
Auch coitus interruptus wird immer noch ins Feld geführt, um Kondome zu vermeiden. Wie problematisch das ist, wissen wir alle. Diese unsichere Methode schützt nicht zuverlässig vor einer Schwangerschaft und überhaupt nicht vor HIV, Chlamydien & Co.
Ausrede Nummer 5: „Mit Kondom spüre ich nichts!“
Ja, Sex ohne Kondom fühlt sich etwas anders an als Sex mit Kondom. Das haben mir auch reflektierte Männer bestätigt. Ein Problem waren Kondome für sie trotzdem nicht, denn Sicherheit, Gesundheit und Respekt sind Voraussetzung für guten Sex. Was sie mir ebenfalls sagten: Der Unterschied wird deutlich geringer, wenn man ein perfekt sitzendes, gefühlsechtes Kondom nutzt. Es lohnt sich also, zu experimentieren und die Lieblingsmarke und -größe zu finden.
Außerdem: Wenn man im Bett nur ohne Kondom etwas spürt, sollte man sein sexuelles Repertoire sowieso überdenken. Sex ist viel mehr als Rein-Raus. Es gibt so viele erogene Zonen und Praktiken zu entdecken...
Ausrede Nummer 5: „Vertraust du mir nicht?"
Hier würde ich nur eines sagen: nein. Ich vertraue dir nicht mein Leben und meine Gesundheit an, um deine sexuellen Wünsche zu befriedigen.
Weitere Infos rund um Verhütung
Neben der Frage, wie man ein Kondom richtig benutzt, haben wir weitere Tipps zur Verhütung zusammengestellt >>
Was ist Stealthing?
Sexuelle Selbstbestimmung bedeutet, dass jede Person selbst entscheidet, ob und wann sie Sex hat - und unter welchen Bedingungen. So kommt es vor, dass eine Person einvernehmlichen Geschlechtsverkehr mit Kondom hat. Was aber, wenn der Partner währenddessen das Präservativ heimlich abstreift? Dann begeht er eine Straftat namens Stealthing. Denn es findet kein Safer Sex mehr statt und die Zustimmung der anderen Person ist nicht mehr gegeben. Man kann Stealthing anzeigen.
Seit 2017 gab es erste Urteile. Manchmal wurde es als (versuchte) Körperverletzung gewertet, weil der Täter das Opfer dem Risiko von Geschlechtskrankheiten aussetzt. Ob Stealthing strafrechtlich als Vergewaltigung zählt, kommt auf die Auslegung und auf das jeweilige Land an. In jedem Fall gilt: Es ist ein sexueller Übergriff. Du bist nicht schuld und darfst juristisch dagegen vorgehen.