Frauen-Gesundheit

OvulaRing: Wie gut eignet er sich für hormonfreie Verhütung oder Kinderwunsch-Behandlung?

Wie gut eignet sich der OvulaRing zur hormonfreien Verhütung oder zur Zyklus-Analyse bei Kinderwunsch? Alle wichtigen Infos zum Eisprungrechner OvulaRing!

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Der „OvulaRing“ soll Frauen bei der natürlichen Verhütung oder der Erfüllung eines Kinderwunsches unterstützen können.
Der „“ soll Frauen bei der natürlichen Verhütung oder der Erfüllung eines Kinderwunsches unterstützen können. Foto: OvulaRing

Wie funktioniert der OvulaRing?

  • Der „OvulaRing“ wird wie ein Tampon eingeführt und dann einen Zyklus lang in der Vagina tragen.
     
  • Er misst alle fünf Minuten die Körpertemperatur und erstellt schließlich nach Entfernung aus der Vagina und Auslesung über ein Lesegerät eine Zykluskurve, die zeigt, wann die Frau vermutlich ihren Eisprung und somit ihre fruchtbaren Tage hatte.  
     
  • Der OvulaRing wird nach jedem Zyklus ausgetauscht. Aktuell (Stand März 2018) kostet das Starterpaket mit 3 Wechselringen und einem Lesegerät 84,90 Euro. Für jeden weiteren Zyklus, in dem du einen OvulaRing nutzen möchtest, musst du weitere Ringe kaufen. Je nachdem, wie viele Ringe du auf einmal bestellst, wird der monatliche Preis etwas günstiger. 12 weitere Ringe kosten dann 29,90 Euro pro Monat. 

Wie hygienisch ist der OvulaRing?

Sofern bei der Anwenderin keine Unverträglichkeit mit dem Material des OvulaRings vorliegt, ist es hygienisch nicht bedenklich, den Ring einen Zyklus lang in der Vagina zu tragen. Der OvulaRing besteht aus Kunststoff, der Temperatursensor besteht in seiner Umhüllung aus Zahnkeramik.

Kann ich mit dem OvulaRing hormonfrei verhüten?

Der OvulaRing an sich ist kein Verhütungsmittel. Weder hindert er die Spermien am Eindringen in die Gebärmutter, noch verringert er die Fruchtbarkeit der Frau

Der OvulaRing zeigt dir ausschließlich an, wann du im letzten Zyklus vermutlich deinen Eisprung und somit deine fruchtbaren Tage hattest und prognostiziert auf Basis dieser Daten, wann im nächsten Zyklus dein Eisprung stattfinden wird. 

Je mehr Zyklen gemessen wurden, umso zuverlässiger werden diese Daten – wird behauptet. Wäre der Zyklus einer Frau immer exakt gleich, könntest du anhand der Eisprung-Prognosen des OvulaRings tatsächlich hormonfrei verhüten. Allerdings können sehr viele Faktoren im Leben einer Frau dazu führen, dass sich der Zyklus verändert - beispielsweise Stress, hohe Belastung im Beruf, eine Krankheit oder eine Änderung des Lebensrhythmus durch eine Reise.

Wenn sich dann der Eisprung verschiebt, und du beim Sex auf Verhütung verzichtest, weil du davon ausgehst, dass du nicht fruchtbar bist, kann es passieren, dass du ungewollt schwanger wirst.

Funktionsoberärztin Dr. med. Petra Frank-Herrmann von der Universitätsfrauenklinik in Heidelberg, die seit vielen Jahren zum Thema Natürliche Familienplanung forscht und Mitverfasserin des Buches „Natürliche Familienplanung heute“ ist, bestätigt:

Der OvulaRing hat bis jetzt noch nicht in einer wissenschaftlichen Studie nachgewiesen, dass er als Verhütungsmethode geeignet ist. Wenn Sie aus alten Daten aus Vorgänger-Zyklen auf den aktuellen Zyklus schließen, ist das nicht sinnvoll. Ich kann ja auch nicht sagen, „weil es in den vergangenen Jahren im März immer sonnig war, ist es diesen März auch sonnig“. Jeder Zyklus ist ein neuer Zyklus und der Eisprung kann immer wieder schwanken. Ich brauche nur ein bisschen Stress oder auch Leistungssport und schon kann sich der Eisprung  verschieben. Wer nach aktuellem Stand sicher natürlich verhüten will, kann das derzeit nur mit bestimmten Varianten der symptothermalen Methode tun“

Hilft mir der OvulaRing dabei, schwanger zu werden?

Die Entwickler des OvulaRings geben an, dass dieser mit 99 Prozent Sicherheit den Eisprung erkennen und eine zuverlässige Prognose des Eisprungs im nächsten Zyklus liefern kann. 

Auch hier ist zu sagen: Der Zyklus einer Frau und somit der Eisprung unterliegt immer einer natürlichen Schwankungsbreite. Zusätzlich kann der Eisprung durch Faktoren wie zum Beispiel Stress oder Krankheit verschoben werden. Prognosen des Eisprungs sind also niemals absolut zuverlässig.

Wenn eine Frau sich ein Kind wünscht und genau wissen möchte, wann sie fruchtbar ist, kann sie dies am besten herausfinden, indem sie entsprechend der symptothermalen Methodik der Natürlichen Familienplanung (NFP) die zwei Parameter 

  • Körpertemperatur
  • Beschaffenheit des Zervixschleims

beobachtet und dokumentiert und nach bestimmten Regeln auswertet. 

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Eine Frau, die die Signale ihres Körpers richtig deuten kann, kann mit großer Sicherheit erkennen, wann sie fruchtbar oder unfruchtbar ist. Dazu bedarf es jedoch einer genauen Auseinandersetzung mit den Symptomen und ihrer Deutung. 

Wie sicher ist grundsätzlich die Verhütung mithilfe von sogenannten „Verhütungs-Apps“?

Grundsätzlich muss bei jeder Verhütungs-App geschaut werden, auf Basis welcher Informationen sie - das fruchtbare Fenster bestimmt. 

Apps, die anhand einer Standard-Zyklus-Dauer von z.B. 28 Tagen den nächsten Eisprung vorhersagen, sind absolut unzuverlässig und nicht zur Verhütung geeignet, denn der Zyklus ist bei jeder Frau von Monat zu Monat unterschiedlich.

Apps hingegen, die auf den Regeln der symptothermalen Methode zur natürlichen Familienplanung (NFP) basieren, können mit höherer Zuverlässigkeit das fruchtbare Fenster im aktuellen Zyklus bestimmen. Aktuell basieren zum Beispiel die Apps „LadyCycle“ und „MyNFP“ auf einer symptothermalen Methode.

Allerdings ist es bei den meisten Apps so, dass die Nutzerin nicht weiß, auf Basis welcher Algorithmen die fruchtbare Zeit bestimmt wird und nicht wirklich einschätzen kann, wie sicher diese Prognosen sind. Zudem fehlen bei nahezu allen der aktuell verfügbaren „Verhütungs-Apps“ wissenschaftlich verlässliche Sicherheitsstudien.

Sind die ausgelesenen Zyklus-Daten sicher vor Missbrauch, wie z.B. dem Verkauf an Werbetreibende?

Bei allen Daten zum Zyklus einer Frau handelt es sich um sehr sensible und intime Daten, die wir nicht unbedacht der Öffentlichkeit preisgeben sollten, wo sie nicht vor Missbrauch geschützt sind. Viele Zyklus-Apps fragen als erstes den Namen und das Geburtsdatum der Nutzerin ab und wollen als nächstes wissen, ob ein Kinderwunsch besteht, oder die App zu Verhütung genutzt werden soll. Wer eine Zyklus-App nutzt, sollte also genau nachlesen, wie seine Daten verwendet werden und wann sie an wen weitergegeben werden. 

Wichtig ist es auf jeden Fall, darauf zu achten, dass persönliche Daten wie Name und Geburtsdatum nicht mit den Zyklus-Daten verknüpft werden und besser ist es auf jeden Fall auch, wenn die App nicht nur online genutzt werden kann, sondern alle Zyklus-Daten offline auf dem Gerät der Nutzerin verbleiben.

Fazit:

Hormonfreie Verhütung ist auf jeden Fall möglich. Natürliche Verhütung oder Familienplanung macht es aber erforderlich, dass sich eine Frau genau damit auseinandersetzt, wie ihr Zyklus und somit ihre Fruchtbarkeit verläuft. Tools wie der OvulaRing oder die diversen Verhütungs-Apps können dabei unterstützen, aktuell sind sie aber noch nicht weit genug entwickelt, um allein als sichere Verhütungsmethoden gelten zu können. 

Informationen zur Natürlichen Familienplanung (NFP)

Wer sich zur Methode der Natürlichen Familienplanung informieren möchte, kann mit der Lektüre der folgenden Bücher und Internetseiten beginnen:

  • Internetseite www.nfp.online.de der Arbeitsgruppe NFP der Malteser 
     
  • Viele NFP-Experten bieten auch Einsteiger-Kurse in vielen deutschen Städten an, in denen sich Interessenten unter Anleitung mit der NFP-Methode vertraut machen können. 
     

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