Pille absetzen: Das sind die Vorteile – und die Nachteile
Zickig, antriebslos, einfach genervt von allem? Was zunächst nach PMS klingt, liegt vielleicht an der Pille.
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Die vermeintlich große Menge an Nebenwirkungen der Anti-Baby-Pille erreicht immer mehr mediale Präsenz – nicht zuletzt auch, weil sich Gerüchte über die Gefahren der Pillen-Nutzung in sozialen Medien wie TikTok rasant verbreiten. Immer mehr Frauen wollen daher die Pille absetzen. Dass man es allerdings nicht nur schwarz und weiß sehen kann, da die Pille tatsächlich auch noch einige Vorteile bieten kann und was du vor dem Absetzten der Pille unbedingt beachten solltest, erfährst du hier.
Pille absetzten: Spreche vorher mit deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin
Die Pille abzusetzen kann in vielen Fällen ein sinnvoller Schritt sein. Gründe dafür sind zum Beispiel ein bestehender Kinderwunsch, gesundheitliche Ursachen oder vermehrt stark auftretende Nebenwirkungen. In den letzteren beiden Fällen, wirst du dich jedoch bestimmt anschließend weiterhin vor ungewollten Schwangerschaften schützen wollen. Daher ist ein Gespräch mit deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin vor dem Absetzen der Pille sehr ratsam, da er*sie dir alternative Verhütungsmittel empfehlen kann. Das betont auch der Berufsverband der Frauenärzte: "Ein unreflektiertes und abruptes Absetzen dieser Verhütungsmittel ist aus medizinischer Sicht in der Regel nicht empfohlen." Solltest du die Pille absetzten wollen, da du zu einem hormonfreien Verhütungsmittel wechseln möchtest, gibt es auch hier viele Optionen.
Nachteile des Absetzens der Pille
Viele Mädchen oder Frauen nehmen die Pille allerdings nicht nur für ihre Verhütungsfunktion ein. Weitere Gründe sind Hautprobleme, starke Regelschmerzen, ein sehr unregelmäßiger Zyklus oder Erkrankungen wie Endometriose. Die Pille kann eine der Therapieformen sein, durch die du weniger starke Beschwerden hast und mit der du das Wachsen der Endometriose-Herde bedingt verlangsamen kannst.
Wenn du dich nun dazu entscheidest die Pille abzusetzen, können diese Beschwerden wieder auftauchen. Das ist einer der wichtigsten Aspekte, die du vor dem Absetzen der Pille beachten und gegebenenfalls auch mit deinem*deiner Gynäkolog*in besprechen solltest.
Viele Frauen fürchten diese negativen Auswirkungen beim Absetzen der Pille. Wer will schon Akne, Regelschmerzen oder Haarausfall riskieren? Denn wenn frau die Pille nicht mehr nimmt, gerät der vorher künstlich herbeigeführte, stabile Hormonhaushalt durcheinander.
Gewichtsverlust, schlechte Haut und eine Verstärkung der Regelblutung und der mit ihr verbundenen Schmerzen sind nur einige der Nebenwirkungen, die beim Absetzen des hormonellen Verhütungsmittels auftreten können.
Etliche Erfahrungsberichte zeigen jedoch auch, dass sich immer mehr Frauen nach dem Absetzen der Pille viel besser fühlen. Die meist kurzfristigen Nachteile durch das Absetzen des Präparats sind schnell vergessen, wenn sich plötzlich mehr Energie und Lebensfreude bemerkbar machen.
Absetzen der Pille: Erfahrungsberichte zeigen die Vorteile
Dass der Trubel um das Absetzten der Pille nicht erst gestern aufgekommen ist, zeigen auch diese Beispiele: Die Youtuberinnen Dagi Bee und Mrs. Bella berichteten schon 2018 davon, wie gut sie sich nach dem Absetzen der Pille fühlen. Mrs. Bella zieht nach zwei Jahren ohne Pille ein Fazit: „Es geht mir sehr sehr gut, ich bereue es auf gar keinen Fall, dass ich die Pille abgesetzt habe.“
Besonders erschreckend: Erst nach dem Absetzen ist erkennbar, dass schlechte Laune, ständige Müdigkeit und ähnliche Symptome Nebenwirkungen der Pille sein könnten! Mrs. Bella sagt dazu: „Das sind Nebenwirkungen, die man gar nicht als Nebenwirkungen wahrnimmt, weil man das gar nicht anders kennt.“ Wie Mrs. Bella berichtet auch Dagi Bee davon, ständig „innerlich auf 180“ gewesen zu sein. Beide Youtuberinnen sagen, sie hätten erst ohne Pille gemerkt, dass sie eigentlich gar nicht launisch seien und ohne künstliche Hormone im Körper nicht bei jeder Kleinigkeit „komplett ausrasten“. Auch starke Kopfschmerzen gehörten während der Zeit mit Pille zu ihrem Leben – mittlerweile sind beide davon befreit und beschreiben sich als „viel entspannter“.
Wie Mrs. Bella und Dagi Bee haben viele Frauen sich einfach daran gewöhnt, „schlechte Tage“ zu haben, und hinterfragen die Ursachen nicht. Müdigkeit, Kopfschmerzen, schlechte Laune, Frustration und ständige Gereiztheit gehören halt einfach zu unserem Alltag, denken wir. Auch Spiegel-Online berichtete bereits 2017 über Studien die zeigen, dass bestimmte Sorten der Pille das allgemeine Wohlbefinden stark beeinträchtigen können. Die Pille kann also im schlechtesten Fall schleichend unsere Gefühle und unser Verhalten gegenüber anderen – also eigentlich unser ganzes Leben – beeinflussen.
Die Pille ist nicht mehr das beliebteste Verhütungsmittel
Das beliebteste Verhütungsmittel waren laut den Statistiken der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) bis 2023 verschiedene Varianten der "Pille", also Tabletten, die verhindern, dass ein Eisprung stattfindet (Pillen, die eine Östrogen- und eine Gestagen-Komponente enthalten), oder dass der Gebärmutterhalsschleim durchlässig wird (reine Gestagen-Präparate, die sogenannte Minipille).
Der zunehmende Unmut unter Frauen über die Nebenwirkungen der Pille und die der hormonellen Verhütungsmittel im Allgemeinen zeigt sich allerdings mittlerweile auch in Studienergebnissen. Denn seit 2023 hat das Kondom die Pille von Platz 1 verdrängt.
Warum die Pille so beliebt war
Die Pille bietet viele Vorteile:
Mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 0,9 schützt die Pille bei korrekter Anwendung zuverlässig davor, schwanger zu werden.
Die Pille kann auch Regelschmerzen und die Stärke der Blutungen verringern und ermöglicht eine genaue Zyklus-Kontrolle: Der Beginn der Menstruation kann oft auf den Tag genau vorausbestimmt werden.
Passt der Zeitpunkt einer Periode gerade nicht, kann er verschoben werden. Das ist beispielsweise für den geplanten Urlaub mehr als praktisch.
Ein weiterer sehr wichtiger Pluspunkt ist, dass die Anti-Baby-Pille die allgemeine Fruchtbarkeit einer Frau nicht schädigt. Selbst nach langjähriger Einnahme können viele Frauen schnell schwanger werden, wenn sie aufhören das Verhütungsmittel einzunehmen. Spätestens nach einem Jahr ist die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden bei den meisten ehemaligen Pille-Nutzerinnen wieder genauso hoch wie bei einer Frau, die nicht die Pille eingenommen hat.
Und auch in Bezug auf das Aussehen kann die Pille punkten, denn Akne und Haarausfall können mit bestimmten Pille-Präparaten deutlich gemindert werden.
Die Einnahme der Pille ist eine der wenigen Methoden, die erfolgreich gegen Endometriose-Schmerzen und ihre Folgen helfen kann.
Wer sich mit der Pille pudelwohl fühlt, kann neben der Empfängnisverhütung also auch einige ihrer anderen Vorteile genießen.
Alternative Verhütung: Warum nicht?
Anders als 1960 ist die Pille heute schon lange nicht mehr das einzige zuverlässige Verhütungsmittel. Hormonfreie Alternativen wie Kondome, Diaphragmen, Kupferspiralen, oder auch vollkommen natürliche Verhütungsmethoden lassen die Frau so sein, wie sie ist. Jede kann eine Verhütungsmethode finden, die am besten zu ihr und ihrem Leben passt. Wer die hier beschriebenen Symptome wie Stimmungsschwankungen, permanente Müdigkeit oder Kopfschmerzen wiedererkennt, sollte mit einem Frauenarzt darüber sprechen, ob die verwendete Pille schuld daran sein könnte. Es ist einen Versuch wert, die Generation Pille hinter sich zu lassen: Weniger Hormone für ein natürliches Ich!