Was ist Colitis ulcerosa? Symptome, Therapie und Ursachen der Darmerkrankung
Mehr als 168.000 Menschen in Deutschland sollen an der Darmerkrankung Colitis ulcerosa leiden. Wir klären über Symptome, Therapie, Ursachen und die richtige Ernährung auf.
Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED), die auch hierzulande viele Betroffene hat. Aber welche Ursachen hat die Erkrankung? Durch welche Symptome zeigt sie sich und wie wird sie festgestellt? Das alles beantworten wir, ebenso gibt es Infos, welche Therapie für Patient*innen infrage kommt und welche Ernährung sich bei Colitis ulcerosa anbietet - und wann es Komplikationen geben kann.
Was ist Colitis ulcerosa? Darmerkrankung mit vielen Betroffenen
Colitis ulcrosa zählt neben Morbus Crohn zu den meist verbreiteten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. In der Schleimhaut des Dickdarms kann es als Folge der Krankheit zu Entzündungen und eitrigen Geschwüren (lat. ulcera) kommen. Betroffen von Colitis ulcerosa ist die innere Schleimhautschicht, die Krankheit verläuft zudem in Schüben. Außerdem können Darmsegmente in diesem nicht unabhängig voneinander entzündet sein.
Die Entzündung breitet sich im Gegensatz zu Morbus Crohn jedoch nicht im Dünndarm aus, sondern nur vom Enddarm (Mastdarm) in Richtung Blinddarm, also das Ende des Dickdarms. Betroffene mit schweren Formen der Darmerkrankung, bei denen der gesamte Dickdarm entzündet ist, haben ein erhöhtes Risiko an Darmkrebs zu erkranken. Ebenso ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs haben Menschen, bei denen eine sogenannte Linksseitencolitis - also eine bestimmte Form der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa - diagnostiziert wurde.
Auffällig ist, dass an Colitis ulcerosa vor allem junge Erwachsene zwischen dem 25. und 45. Lebensjahr erkranken. Frauen und Männer leiden ungefähr gleich häufig an der Erkrankung - es ist also nicht geschlechterspezifisch und kann alle treffen. Insgesamt betroffen sind in Deutschland nach Schätzungen rund 168.000 Personen.
Insgesamt gibt es drei Haupttypen der Darmkrankheit:
Proktitis: nur der Mastdarm ist von der Entzündung betroffen
Linksseitencolitis: der komplette linksseitige Teil des Dickdarms ist betroffen
Ausgedehnte Colitis: der gesamte Dickdarm der Patient*in ist von der Entzündung betroffen
Colitis ulcerosa: Symptome der Darmerkrankung
Die Symptome von Colitis ulcerosa sind sehr vielfältig. Sie unterscheiden sich von Morbus Crohn nicht so stark, weswegen es schwierig ist, die Krankheiten nur anhand der Symptome auseinander zu halten.
Da aber im Vergleich zu Morbus Crohn bei der Colitis ulcerosa nur der Dickdarm, der Dünndarm aber nicht betroffen ist, ist ein Nährstoffmangel bei der Erkrankung nicht ganz so häufig, tritt aber oft auf. Die Patient*innen werden also besser mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt, aber dennoch oftmals nicht genügend.
Außerdem ist - wie schon erwähnt - nicht die gesamte Darmwand betroffen, sondern nur die innere Schleimhaut. Daher gibt es weniger Verbindungen zu anderen Organen und auch weniger Eiter außerhalb des Darms. Je weiter die Krankheit voranschreitet, desto stärker sind die Symptome von Colitis ulcerosa ausgeprägt.
Die folgenden Symptome können ein Hinweis auf die chronisch-entzündliche Darmerkrankung sein:
häufige, blutig-schleimige Durchfälle durch leicht blutende Geschwüre
Verstopfung
als Folge des ständigen Durchfalls: Nährstoffmangel, der wiederum Gewichtsverlust, Müdigkeit und eine Schwächung des Immunsystems auslöst
permanenter, schmerzhafter Stuhldrang
viele kleine Stuhlentleerungen
Bauchschmerzen im linken Unterbauch
Bauchkrämpfe
Blutarmut (Anämie)
manchmal leichtes Fieber
Herzrasen
starkes Schwächegefühl bzw. Abgeschlagenheit
Hautveränderungen
Augenentzündungen & Entzündungen am Mund
Gelenkschwellungen
Entzündung an den Gallengängen (primär sklerosierende Cholangitis; kurz: PSC), wodurch es Vernarbungen und in der Folge Leberschäden gegen kann
Blutgerinnsel
Depressionen und Angststörungen
Colitis ulcerosa tritt in Schüben auf. Das bedeutet: Die Symptome der CED treten in der Akutphase auf. Es gibt jedoch auch Zeiten, in denen die Betroffenen beschwerdefrei leben können. Diese beschwerdefreien Zeiten können von einigen Monaten bis hin zu Jahren dauern.
Andere Patient*innen dagegen leiden viel stärker darunter, haben daher einen starken Nährstoffmangel an Vitaminen sowie Mineralstoffen und sind auf Medikamente oder sogar chirurgische Eingriffe angewiesen.
Colitis-ulcerosa-Symptome wie Depressionen und Angststörungen betreffen jede dritte bis vierte Patient*in. Die Gründe liegen zum einen in den teils starken Einschränkungen durch die Erkrankung, sind andererseits aber auch in der Kommunikation zwischen Darm und Hirn begründet.
Colitis ulcerosa: Diagnose der Darmentzündung
Besteht der Verdacht auf Colitis ulcerosa, ist eine Diagnose erforderlich. Diese wird durch eine Fachärzt*in durchgeführt. In diesem Fall sind Expert*innen für Magen-Darm-Erkrankungen die richtigen Ansprechpartner*innen, also Gastroenterolog*innen.
Nach der obligatorischen Anamnese, also dem Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt, wird dein Bauch abgetastet, der Enddarm mit dem Finger und der Körper untersucht. Dabei wird unter anderem die Farbe der Schleimhäute kontrolliert. Das liegt daran, dass sich die Symptome nicht nur im Darm feststellen lassen. Hinweise gibt es auch an Augen, Gelenken, Mund oder der Haut.
Im weiteren Verlauf der Diagnose der Darmentzündung erfolgt eine Stuhlprobe, um eine bakterielle Erkrankung auszuschließen. Das Problem ist, dass Infektionen mit E.-coli-Bakterien oder Salmonellen ähnliche Symptome haben.
Ein Blutbild kann weitere Hinweise auf eine mögliche Darmentzündung klären: Im Falle einer Erkrankung kann eine höhere Konzentration an C-reaktiven Proteinen vorhanden sein - allerdings nicht unbedingt in leichten Fällen - sowie ein Nährstoffmangel, vor allem in Hinblick auf Eisen, und Blutarmut vorliegen. Allerdings wird das Blut auch auf Leberwerte gecheckt, insbesondere Gamma-GT (GGT) und Alkalische Phosphatase (AT). Des Weiteren untersucht werden die Nierenwerte.
Gibt es Hinweise auf eine Entzündung, kann diese mithilfe einer Ultraschall-Untersuchung geortet werden. So kann auf jeden Fall erkannt werden, ob sich die Erkrankung im Dünndarm oder Dickdarm befindet.
Das wichtigste Diagnoseverfahren ist jedoch die Durchführung einer Darmspiegelung (med. Koloskopie). Bei dieser endoskopischen Untersuchung können nach einer gründlichen Untersuchung des Dickdarms und des letzten Stücks des Dünndarms Geschwüre erkannt und Gewebeproben entnommen werden. Diese werden danach im Labor untersucht.
Um ganz sicher zu gehen, wird in der Regel auch noch ein MRT gemacht, mit dem genau bestimmt werden kann, ob der Dünndarm befallen und somit vielleicht auch Morbus Crohn der Grund für die Erkrankung ist. Eine seltene Form der ausgeprägten Colitis ulcerosa ist die sogenannte Backwash-Ileitis, die neben dem gesamten Dickdarm auch das Ende des Dünndarms befällt.
Allerdings kann es passieren, dass eine sichere Diagnose von Colitis ulcerosa nicht möglich ist. In diesem Fall ist es sinnvoll, eine weitere Darmspiegelung in einem zeitlichen Abstand zu machen.
In der Folge der Diagnose ist eine Darmspiegelung 6-8 Jahre nach der Erstdiagnose vorgesehen, nach dieser dann alle 1-2 Jahre, um das Risiko für Darmkrebs zu kontrollieren. Das ist auch für Personen ohne Beschwerden absolute Notwendigkeit, um eine Krebserkrankung auszuschließen. Personen mit PSC sollten hingegen jährlich zur Krebsvorsorge.
Colitis ulcerosa: Ursachen der Darmerkrankung
Bei so einer schweren Krankheit wie Colitis ulcerosa stellt sich auch die Fragen nach deren Ursachen. Das ist im Falle dieser Erkrankung des Dickdarms allerdings schwierig und nicht abschließend geklärt, da offenbar mehrere Faktoren eine gewisse Rolle spielen.
Gesichert ist es, dass die Patient*innen unter einer sogenannten Dysbiose leiden. Dabei handelt es sich um eine veränderte Zusammensetzung der Darmbakterien. Daher ist zum einen die Darmbarriere gestört, aber auch das Immunsystem im Dickdarm geschwächt. Weitere Ursachen für Colitis ulcerosa werden unter anderem in den Genen vermutet. Daher gilt auch eine verwandte Person ersten Grades (also Mutter, Vater, Geschwister) mit der Krankheit als Risikofaktor.
Außerdem könnte die Darmerkrankung durch eine häufige Einnahme von Antibiotika im Kindesalter begünstigt werden, ebenso durch ständigen Stress, Magen-Darm-Infektionen, wenn du häufig Medikamente wie Schmerzmittel einnimmst und auch die ständige Reizung des Darms durch Lebensmittel, die du eigentlich nicht verträgst.
All dies kann eine Schwächung der Darmbarriere auslösen und zu fehlgesteuerten Immunreaktionen führen. Diese falsche Reaktion des Immunsystems führt letztlich zur Entzündung der Darmschleimhaut.
Colitis ulcerosa: Therapie und Behandlung
Solltest du an der Krankheit leiden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann eine Colitis-ulcerosa-Therapie mit Medikamenten erfolgen, allerdings sind auch chirurgische Eingriffe eine Möglichkeit. Letztlich kommt es auf die individuelle Ausprägung der Darmerkrankung bei den Patient*innen an, welche Therapie geeignet und sinnvoll ist.
Je nach Schweregrad gibt es unterschiedliche Behandlungsformen der chronischen Krankheit:
In akuten Phasen wird auf entzündungshemmende Medikamente mit Cortison zurückgegriffen, die im Krankenhaus intravenös verabreicht werden können. Die Medikamente können allerdings bei längerer Anwendung Nebenwirkungen und Abhängigkeiten erzeugen.
Helfen diese Medikamente nicht, wird auf sogenannte Biologika zurückgegriffen, die das Immunsystem unterdrücken (z. B. Immunsuppressiva & Immunmodulatoren). Diese werden intravenös oder mit Spritzen in den Bauch verabreicht.
Bei einer Proktitis werden oft Zäpfen mit dem Wirkstoff Mesalazin eingeführt. Das Mesalazin hilft oft, die Entzündung zu beruhigen.
Bei einer den anderen beiden Formen wird das Mesalazin rektal durch Schäume oder Einläufe und oral über Granulat oder Tabletten eingenommen.
Mit Hausmitteln, die den Darm beruhigen, können die Symptome unterstützend gelindert werden. Vor allem Melisse, Kamille und Schafgarbe entspannen den Bauch und sind auch Teil der richtigen Ernährung. Alles über Kräutertees und ihre Wirkungen erfährst du hier.
In schwerwiegenden Fällen müssen Operationen am Darm bis hin zur Entfernung bestimmter Darmteile oder des gesamten Dickdarms durchgeführt werden. Danach brauchst du zeitweise einen künstlichen Darmausgang. Wie es sich damit lebt, berichtet eine Betroffene hier.
Eine relativ neue Therapieform ist eine Stuhltransplantation. Dabei werden dem Patienten Darmbakterien eines gesunden Spenders implantiert. Allerdings führte das laut einer australischen Studie nur bei einem Drittel der Patienten zur Besserung, welche nicht von Dauer war.
Ist die Entzündung beruhigt und haben Patient*innen wieder weniger Beschwerden, konzentriert sich die Therapie von Colitis ulcerosa auf die Erhaltung (Remission) des Zustandes. Diese sogenannte Erhaltungstherapie wird meist mit Mesalazin durchgeführt, das weiterhin genommen wird.
Ernährung bei Colitis ulcerosa
Colitis ulcerosa zu haben bedeutet auch, dass die Ernährung der Darmkrankheit angepasst werden muss, damit sich die Darmschleimhaut nicht weiter entzündet. Da auch ein Mangel an Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen vorliegen kann, ist eine Beratung durch eine Diätolog*in ratsam. So können CED-Patienten erfahren, welche Lebensmittel für die Ernährung der Patient*in die besten sind, um mit der Krankheit möglichst gut umzugehen und einer Mangelernährung vorzubeugen.
Betroffene vertragen in der akuten Phase nur wenige Lebensmittel und sollten auf leichte Kost, die einfach zu verdauen ist, setzen. Oft leiden sie in dieser Zeit zudem an einer Zuckerunverträglichkeit. Die Mahlzeiten bei der Colitis-ulcerosa-Ernährung sollten vollständig gekaut werden, damit sie besser verdaulich sind. Außerdem wichtig in der akuten Phase: viel Eiweiß und ausreichend Kalorien.
Doch auch in der beschwerdefreien Zeit sollten Betroffene auf ihre Ernährung achten und bevorzugt entzündungshemmende Lebensmittel wie Blaubeeren und Nahrung mit viel Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen. Beispielsweise werden rotes Fleisch, Zwiebeln, Knoblauch, Bohnen, Aufbackbrötchen, Hefeteig, Schokolade und vieles mehr nicht so gut vertragen. Eine umfassende, gute Auflistung findest du beim NDR. Weitere gute Informationen gibt es für dich zudem bei der Deutschen Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV).
Eine weitere Möglichkeit ist es, sich probiotisch zu ernähren, um den entzündeten Darm zu unterstützen. Dann sollte die Colitis-ulcerosa-Ernährung aber auch präbiotische Lebensmittel beinhalten. Eventuelle Lebensmittelunverträglichkeiten sind bei der Ernährung im Krankheitsfall zu berücksichtigen.
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